Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607742
Poster
Klinisch praktische Geburtshilfe (Vaginale Geburt, Sektio, Notfälle)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Videoanalyse zur Evaluation geburtshilflicher Massnahmen bei vaginalen Geburten: eine prospektive Observationsstudie

N Kimmich
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Switzerland
,
M Kreft
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Switzerland
,
R Zimmermann
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Switzerland
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Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 

Fragestellung:

Ziel unserer Studie war es, die Anwendung des Mediums „Video“ zu Lehr- und Lernzwecken in der Gebärabteilung zu demonstrieren. Videoaufnahmen vaginaler Geburten dienen der Veranschaulichung geburtshilflicher Massnahmen und Tätigkeiten von Hebammen und Geburtshelfern. Sie bieten die Möglichkeit, im Nachhinein das eigene Tun zu reflektieren, zu evaluieren und zu diskutieren sowie den Vorteil, dies in Abwesenheit der Gebärenden und deren Angehöriger tun zu können.

Methodik:

Zwischen Februar 2015 und Juni 2017 evaluierten wir im Rahmen einer prospektiven Observationsstudie 100 Frauen, welche bei 37+0 bis 42+1 SSW am UniversitätsSpital Zürich einen Einling aus Schädellage vaginal gebaren und dabei eine Geburtsverletzung erlitten. Bei jeder Geburt wurde dabei das Einschneiden des Kopfes sowie die gesamte Kindsentwicklung mittels Video aufgezeichnet und die durchgeführten Handlungen von Hebammen und Geburtshelfern dann im Nachhinein analysiert und beurteilt.

Ergebnis:

Wiederkehrende Auffälligkeiten waren nicht dem Standard entsprechende Hygienemassnahmen (z.B. unsterile/unsaubere Geburtsunterlage, unsterile Handschuhe), unzureichende Kopfbremse währende der Expulsion, fehlende Dammvisualisierung während der Kindsentwicklung, fehlende/unzureichende Führung der Arme/Schultern bei der Entwicklung, nicht dem Standard entsprechende Episiotomietechnik (Handhabung der Schere, Schnittansatz, Schnittwinkel) sowie eine ungünstige Kommunikation zwischen dem Personal und der Gebärenden (alle sprechen gleichzeitig, durcheinander und z.T. mit konträrem Inhalt). Bei Vakuumentbindungen fiel zudem z.T. eine falsche Einlagetechnik und Positionierung der Glocke/des Cups, eine falsche Zugrichtung und eine falsche Handhabung des Vakuumequipments auf.

Schlussfolgerung:

Die Videoanalyse geburtshilflicher Tätigkeiten bei vaginalen Geburten ist eine einfach anwendbare und sehr nützliche Methode zu Lehr- und Lernzwecken in der Gebärabteilung. Sie leistet einen Beitrag zur Demonstration der Massnahmenqualität sowie zur Veranschaulichung der Interaktion beteiligter Personen und kann auch zur Evaluation der Handlungen des geburtshilflichen Personals herangezogen werden.