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DOI: 10.1055/s-0037-1607894
Die Bedeutung falschnegativer Ergebnisse in der nicht-invasiven pränatalen Diagnostik
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Die Prävalenz der Trisomie 18 beträgt etwa 1:6000. Charakteristische Fehlbildungen umfassen Schädeldeformationen, Fingerüberlagerung, Wiegenkufenfüße, Herz- und Nierenfehlbildungen. Nur 5% der Kinder werden älter als 12 Monate. Pränatal erfolgt die Diagnose durch eine Karyotypisierung im Rahmen einer Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie. Seit 2012 besteht zudem die Möglichkeit des nichtinvasiven Pränataltests (NIPT). Dabei werden ab der 10. SSW zellfreie fetale DNA-Bruchstücke im maternalen Blut untersucht. Es stellt sich die Frage, welchen Stellenwert die NIPT in der Diagnostik von chromosomalen Störungen einnehmen kann.
Wir berichten von einer 33-jährigen IG0P mit einem adjustierten Trisomie-Risiko von 1:2 im Ersttrimesterscreening. Aus Sorge vor einem punktionsbedingten Schwangerschaftsverlusts erfolgte in 15+6 SSW ein NIPT (Harmony Test) mit unauffälligem Ergebnis. Im weiteren Schwangerschaftsverlauf wurde die Patientin bei vorzeitiger Zervixreifung in 24+0 SSW extern zur Lungenreifeinduktion aufgenommen. Zur weiterführenden Diagnostik wurde die Schwangere in 25+1 SSW in unsere Klinik verlegt. Sonografisch zeigte sich ein Fet mit Wachstum unter der 3. Perzentile (564 g), Brachyzephalie, dilatiertem Cavum septi pellucidi, hypoplastischem Aortenbogen mit überreitender Aorta und VSD, hyperechogenem Darm sowie überschlagenen Fingern. Zudem fielen eine jelly-like Plazenta und ein Polyhydramnion auf. Bei hochgradigem Verdacht auf eine syndromale Erkrankung wurde mit der Patientin trotz unauffälligem NIPT eine Amniozentese besprochen. Diese ergab eine fetale Trisomie 18. Die Patientin entschied sich für den Abbruch der Schwangerschaft.
Hauptvorteil des NIPT ist das fehlende Punktionsrisiko. Für den NIPT ist eine Sensitivität von 99% für Trisomie 21, 96% für Trisomie 18 und 91% für Trisomie 13 beschrieben. Ein positiver Test sollte immer durch eine invasive Diagnostik bestätigt werden, bevor eine Entscheidung bezüglich der Fortsetzung der Schwangerschaft getroffen wird. Ferner sollte bedacht werden, dass es sich bei der zellfreien fetalen DNA um plazentare DNA handelt. Es gibt wenig publizierte Berichte über falsch-negative Resultate. Unser Fall demonstriert, dass die Möglichkeit falsch-negativer Ergebnisse in Betracht gezogen werden muss. Ursächlich können chromosomale Mosaike, fetoplazentare Diskrepanz, ein erhöhter maternaler BMI und zu frühe Abnahme der Probe sein. Zu bedenken ist, dass die Sensitivität für andere chromosomale Störungen als Trisomie 21 geringer ist.
Dieser Fall verdeutlicht die Bedeutung der Sonografie in der pränatalen Diagnostik. Ein NIPT kann chromosomale Störung nicht sicher ausschließen, bei auffälligen biochemischen Befunden sollten trotz negativem NIPT frühzeitig eine erweiterte Sonografie und invasive diagnostische Verfahren erwogen werden, um eine späte Schwangerschaftsbeendigung zu vermeiden. Die Patientin sollte ausführlich über die Limitationen der Methode beraten werden.