Z Gastroenterol 2018; 56(01): E2-E89
DOI: 10.1055/s-0037-1612714
Poster Visit Session II Clinical Hepatology – Friday, January 26, 2018, 2:35pm – 3:20pm, Room 120
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Vorliegen einer minimalen hepatischen Enzephalopathie reduziert die Lebens- und Schlafqualität von Patienten mit Leberzirrhose

C Labenz
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz
,
J Baron
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz
,
C Schill
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz
,
Y Huber
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz
,
M Nagel
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz
,
P Galle
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz
,
J Schattenberg
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz
,
M Wörns
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 January 2018 (online)

 

Hintergrund:

Eine minimale hepatische Enzephalopathie (mHE) betrifft über 30% aller Patienten mit Leberzirrhose. Obwohl bei diesen Patienten keine klinischen Symptome nachgewiesen werden können, schränkt die mHE betroffene Patienten nachweislich auf verschiedenen Ebenen ein. Die Datenlage hinsichtlich Einschränkung der Lebens- und Schlafqualität bleibt kontrovers diskutiert. Ziel dieser Studie war es daher die Lebens- und Schlafqualität bei Patienten mit und ohne mHE zu evaluieren.

Methoden:

Ambulante und stationäre Patienten mit Leberzirrhose jedweder Genese, welche sich 2017 in der Universitätsmedizin Mainz vorstellten, wurden in die prospektive Untersuchung eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren unter anderem eine overte HE in den letzten 6 Wochen, florider Alkoholabusus, die Einnahme psychotroper Pharmaka oder eine Niereninsuffizienz. Alle Patienten wurden mittels PSE-Syndrom-Test, Messung der kritischen Flimmerfrequenz („CFF“) und „Animal Naming Test“ („ANT“) auf das Vorliegen einer mHE untersucht (Kriterien: PSE-Score <-4 und/oder CFF < 39 Hz). Die Lebensqualität wurde mittels „Chronic Liver Disease Questionnaire“ (CLDQ) und die Schlafqualität mittels „Pittsburgh Sleep Quality Index“ (PSQI) evaluiert.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 102 Patienten mit Leberzirrhose untersucht. Hiervon erfüllten 76 Patienten die Einschlusskriterien. Das mediane Alter lag bei 61 Jahren (range 28 – 85). Die Mehrzahl der Patienten war männlich (63,2%; n = 48) und wies eine kompensierte Leberzirrhose auf (Child-Pugh A 60,5%, B 35,6%, C 3,9%). 43,4% der Patienten erfüllten die Kriterien einer mHE (n = 33). Patienten mit mHE und ohne unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich der Ätiologie oder dem Dekompensationsgrad der Zirrhose gemessen am Child-Pugh- und MELD-Score. Die Lebensqualität war bei Patienten mit mHE signifikant gemindert (CLDQ-Score: 4,4 ± 1,0 vs. 5,3 ± 1,1; p < 0,001). Zusätzlich wiesen Patienten mit mHE eine signifikant schlechtere Schlafqualität auf (PSQI-Score: 11,4 ± 4,5 vs. 7,5 ± 4,3; p < 0,001). Ein pathologisches Ergebnis im ANT (ANT < 15; n = 9) war sowohl mit einer schlechteren Schlaf- als auch Lebensqualität assoziiert (CLDQ-Score: 4,1 ± 1,2 vs. 5,1 ± 1,1; p = 0,028; PSQI-Score: 14,0 ± 4,2 vs. 8,5 ± 4,4; p < 0,001).

Diskussion:

Patienten mit Leberzirrhose und mHE weisen eine signifikant schlechtere Lebens- und Schlafqualität als nicht betroffene Patienten auf. Konsequentes Screening zur Detektion einer mHE und gezielte therapeutische Interventionen könnten nicht nur die Prognose, sondern auch das Allgemeinbefinden betroffener Patienten verbessern.