Zusammenfassung
Akzidentelle Vergiftungen ereignen sich am häufigsten im Kleinkindesalter. Der weit
verbreitete Gebrauch von aliphatischen Hydrokarbonen wie Dieselöl begünstigt Intoxikationen.
Die Ingestion von Dieseltreibstoff birgt insbesondere die Gefahr einer Aspirationspneumonie.
Akute Hauttoxizität ist hingegen selten.
Ein 15 Monate altes Mädchen entwickelte nach vorausgegangenem Erbrechen und einer
mehrere Stunden andauernden Lethargie innerhalb von 24 Stunden zahlreiche bläschenartige
Hautläsionen, die teilweise ulzeriert waren, an den Fingern, der Handinnenfläche sowie
perioral. Die Wangen- und Gaumensegelschleimhaut zeigten mehrere kleine Ulzera, die
weißlich belegt und hämorrhagisch waren. Zunächst wurde eine Hand-Fuß-Mund-Krankheit
vermutet. Durch ausführliche Anamnese konnte jedoch festgestellt werden, dass das
Kind am Tag zuvor in einem Sandkasten gespielt hatte, der durch ein Leck in einem
daneben stehenden Dieselöltank kontaminiert gewesen war. Eine pulmonale oder hepatische
Beteiligung konnte nicht nachgewiesen werden. Die Läsionen heilten vollständig unter
antiseptischen Verbänden innerhalb einer Woche ab.
Man nimmt an, dass Dieselöl primär das Stratum corneum der Haut schädigt. Kinder sind
aufgrund ihrer gegenüber Erwachsenen dünneren Hornhaut gefährdeter. In seltenen Fällen
können sich Vesikel, Ulzera und Hämorrhagien entwickeln, die mit Infektionskrankheiten
verwechselt werden können.
Unstimmigkeiten bei klinischen Befunden sollten insbesondere bei Kleinkindern immer
an mögliche Intoxikationen denken lassen.
Summary
Accidental poisoning cases happen most often in infants. The wide use of aliphatic
hydrocarbons such as fuel furthers intoxications. Ingestion of fuel involves especially
the risk of aspiration pneumonia. Acute dermatotoxicity is rare, however.
A 15-month-old girl developed multiple blister-like vesicles that were partially ulcerated
at the fingers, the palm and perioral occurring within 24 hours after a short preceding
episode of vomiting and lethargy. The mucosa of the bucca and velum showed several
ulcers with white coating and haemorrhages. Hand-foot-mouth disease was primarily
diagnosed. Thorough history taking revealed that the child had played in a sandbox
that was contaminated with fuel dropping from a leakage in an engine tank. No pulmonal
or hepatic signs occurred and the lesions healed completely under antiseptic covering
within a week.
The primary acute toxic effect of fuel is supposed to damage the stratum corneum barrier.
The thinner stratum corneum in infants is much more likely to be damaged compared
to adults. This leads in rare cases to vesicles, ulcers and haemorrhages that can
be confused with infectious diseases. Inconsistency in clinical findings should always
encourage the search of possible intoxication, especially in toddlers.
Schlüsselwörter
Dermatotoxizität - Hydrokarbone - Stratum corneum - Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Keywords
Dermatotoxicity - hydrocarbons - stratum corneum - handfoot-mouth disease