Zusammenfassung
Körperliche Aktivität hat bekanntlich viele positive Wirkungen auf den Bewegungsapparat
und den gesamten Gesundheitsstatus. Die für eine ärztliche Beurteilung und Verordnung
notwendigen Einzelheiten eines Bewegungsprogramms sind in der Praxis oft unklar und
in der Theorie strittig. Der Artikel stellt ein wissenschaftlich begründetes Bewegungsprogramm
zur Verbesserung von Knochenfestigkeit und Sturzrisiko vor. Diese beiden Zielgrößen
werden als Kausalfaktoren für die altersassoziierten Frakturen an Wirbelsäule, proximalem
Femur, Humerus, Radius und Becken angesehen. Diese Frakturtypen sind gleichermaßen
durch osteoporotisch verminderte Knochenfestigkeit und erhöhte Sturzgefahr bedingt.
Beide Vorgänge sind abhängig von körperlicher Aktivität und dem Alterungsprozess.
Eine erfolgreiche Verbesserung durch geeignete Bewegungsprogramme ist von hoher Wichtigkeit
für die Betroffenen und das gesamte Gesundheitssystem. Der Nachweis, dass Frakturen
durch Bewegungsprogramme verhindert werden können, steht noch aus. Die Datenlage zur
Verbesserung von Knochenfestigkeit durch Bewegung ist kontrovers. Allerdings häufen
sich die Hinweise, dass Bewegungen mit hoher Krafteinleitung erforderlich und geeignet
sind, Knochenfestigkeit zu erhalten oder zu erhöhen. Die vorgelegten Übungen zur Verbesserung
des Knochenfestigkeit wurden auf der Basis des gegenwärtigen Kenntnisstandes zur Muskel-
Knochen-Einheit entwickelt (Utah-Paradigma, Mechanostat nach H. Frost). Die Datenlage
zur Sturzprävention weist viele positive Belege dafür auf, dass durch multifaktorielle
Interventionen, die Übungen zur Steigerung von Muskelkraft, Muskelleistung und Balance
enthalten, die Sturzhäufigkeit signifikant gesenkt werden kann. Bewegungsübungen zur
Reduzierung des Sturzrisikos müssen also die neuromuskulären Sturzrisikofaktoren verbessern,
d. h. Muskelfunktionen der hüftumgebenden Muskulatur und Balance. Das vorgelegte Übungsprogramm
ist dazu in der Lage, wie eine eigene kontrollierte Studie zeigen konnte.
Summary
Physical activity is vital for maintaining mobility, bone strength and general health
during the aging process. This prevalent opinion is brought into question when details
suchastype, degree, duration, or speed of exercises are discussed. This information
is necessary for a rational prescription of exercise. A program which has been designed
to reduce age-related fractures has to target both bone strength and fall risk because
the combination of these two factors is responsible for the steep age-related increase
in fracture incidence. It has not yet been proven that fracture incidence can be reduced
by exercise programs, but exercise has been shown to be able to improve DXA BMD as
surrogate of bone strength and to reduce fall risk. Data concerning bone strength
is, in part, controversial, but there is emerging evidence that high-impact exercise
like resistance training, vibration therapy or jumping, i.e. high loading of bone,
are able to prevent bone loss or even enhance bone mass. The literature is more convincing
with regard to fall risk. Multi-factorial interventions comprising muscle and balance
training could reduce fall incidence. The article introduces an exercise program which
is aimed at both bone strength and fall risk. It comprises exercises with high force
loading especially on to the hip surrounding muscles, jumping exercises which represent
high power, and balance exercises. The program has been found effective in improving
the chair rise test and tandem manoeuvres.
Schlüsselwörter
Bewegungsprogramm - Osteoporose - Sturzprävention - altersassoziierte Frakturen
Keywords
Exercise - bone strength - age-related fractures - aging - fall prevention