Zusammenfassung:
Gegenstand und Ziel: Gegenstand der Untersuchung war bei einem 23 Monate alten Deutschen Holstein- Rind
die Erforschung der klinischen und pathologisch feststellbaren Auswirkungen einer
Gaumenspalte und möglicher Ursachen für diese kongenitale Missbildung. Material und Methode: Das Rind wurde klinisch, labordiagnostisch und genealogisch untersucht. Nach der
Euthanasie erfolgte eine Sektion. Ergebnisse: Es wurde eine angeborene Palatoschisis (Gaumenspalte) zusammen mit einer Prognathia
superior festgestellt. Die Palatoschisis erstreckte sich von 2 cm kaudal des rostralen
Randes des Pulvinus dentalis bis zum Pharynx bei einer maximalen Breite von 2,5 cm.
Aufgrund der Palatoschisis entstanden Folgeerkrankungen wie eine mittelgradige chronische
katarrhalisch-eitrige Rhinitis, eine geringgradige chronische katarrhalisch-eitrige
Bronchopneumonie, eine mikrozytäre hypochrome Anämie (Eisenmangelanämie) und ein rechtsseitiges
geringgradiges peripheres Vestibularsyndrom. Zudem war das Rind für sein Alter von
fast zwei Jahren deutlich zu klein und zu leicht. Das von den Missbildungen betroffene
Tier konnte anhand seiner Abstammungsdaten auf gemeinsame Vorfahren in der väterlichen
und mütterlichen Linie zurückgeführt werden. Der Inzuchtkoeffizient betrug 3,0 bei
11 Ahnengenerationen und einem Vollständigkeitsindex von 43%. Da sich für umweltbedingte
Ursachen keine Hinweise finden ließen, könnte dem vorliegenden Fall eine genetische
Ursache zugrunde liegen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Aufgrund der aufgezeigten Entwicklung sollten Rinder mit angeborenen Gaumenspalten
und Problemen beim Abschlucken der Nahrung nicht zur Mast verwendet, sondern frühzeitig
der Verwertung zugeführt werden.
Summary:
Objective: The objective of the study was the investigation of the clinically and pathologically
detectable effects of a cleft palate (palatoschisis) in a black and white German Holstein
heifer and possible reasons for this congenital disease. Material and methods: Clinical, laboratory-clinicial and genealogical examinations of the heifer were carried
out. After euthanasia an autopsy was performed. Results: The diagnosis was a cleft palate extending from 2 cm caudal from the rostral margin
of the dental plate to the larynx with a maximum width of 2.5 cm and a prolonged upper
jaw. As a consequence of this disorder a moderate chronic rhinitis, chronic bronchopneumonia,
microcytic hypochromic anemia (iron dependent anemia), and a right sided peripheral
vestibular syndrome were diagnosed. Moreover, the heifer was smaller in height and
weight as age companions. The coefficient of inbreeding in this family was 3.0 with
a completeness level of 43% and considering 11 ancestor generations. Because of this
and the fact that environmental causes could not be found, a genetic cause is most
likely in this presented case. Conclusion and clinical relevance: Calves with a congenital palatoschisis should be slaughtered as soon as possible
and not be fattened in order to avoid severe complications resulting from swallowing
difficulties.
Schlüsselwörter:
kongenitale Anomalie - Rind - Deutsche Holsteins - Palatoschisis - Gaumenspalte -
Prognathia superior
Key words:
Congenital anomaly - cattle - German Holsteins - palatoschisis - cleft palate - prolonged
upper jaw