Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(01): 83-92
DOI: 10.1055/s-0038-1625046
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Malignes Teratom des Ovars mit Gliomatosis Peritonei

S Alavi
1   GGGB, Berlin
,
J Sehouli
1   GGGB, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Januar 2018 (online)

 

Gliomatosis peritonei bezeichnet einen flächigen peritonealen Befall mit Gliazellen und ist häufig mit malignen Teratomen des Ovars assoziiert. In der englischen Literatur sind bis heute ca. 100 Fälle beschrieben.

Eine 25-jährige Patientin stellte sich mit einer progredienten Bauchumfangszunahme sowie Unterbauchschmerzen vor. Zwei Jahre zuvor war eine Adnektomie rechts aufgrund eines reifen Teratoms erfolgt. Zunächst wurde eine explorative Laparotomie durchgeführt, welche die Diagnose eines malignen Teratoms mit unreifen Anteilen einer Gliomatosis peritonei erbrachte. In den Staging-Untersuchungen zeigte sich eine ausgedehnte lymphogene Metastasierung insbesondere der supraclaviculären, perikardialen und retroperitonealen Lymphknoten, sodass nach dem MAKEI-96-Protokoll beim unreifen Teratom FIGO-Stadium IV die Indikation zur primären Chemotherapie mit Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid gestellt wurde. Vor Beginn der Chemotherapie zeigte sich ein starker Anstieg der Transaminasen (ALT 256 U/l, AST 1181 U/l). Bei unauffälligem sonographischen Befund der Leber wurde im Zusammenschau der Befunde der Verdacht auf eine Hepatitis im Rahmen eines venösen Abflusshindernisses durch das große retroperitoneale Lymphknotenkonglomerat gestellt und der Beginn der Chemotherapie indiziert. Im weiteren Verlauf stellten wir eine therapieresistente Hypalbuminämie, progrediente Wassereinlagerung (maximalen Gewichtszuname von 13 kg) sowie Verwirrungszustände fest, sodass der erste Zyklus nach der Hälfte der Gaben beendet wurde. Im Vorfeld des zweite Zyklus entwickelte die Patientin paraneoplastisches Fieber mit einem CRP-Anstieg auf 397 mg/l ohne infektiologischen Fokus. Auch der zweite Zyklus konnte nicht vollständig appliziert werden aufgrund weiterhin ausgeprägter Anasarka, zunehmenden Verwirrungszuständen sowie nun zusätzlichen progredienten Pleuraergüssen und einem akuten Nierenversagen.

Wir entschlossen uns zur Fortführung der Chemotherapie ohne die Gabe von Ifosfamid in den weiteren Zyklen, worunter sich sämtliche Symptomatik regredient zeigte. In der aktuellen Staging-Untersuchung nach Beendigung der Chemotherapie ist lediglich die intraabdominelle Gliomatosis peritonei sowie ein vergrößerter perikardialer Lymphknoten festzustellen. Zusammenfassend zeigt sich auch bei initial ausgedehnter Tumormanifestation und insgesamt komplikationsreichem Verlauf ein gutes Ansprechen der systemischen Therapie bei dieser Krankheitsentität.