Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(01): 83-92
DOI: 10.1055/s-0038-1625056
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Paraneoplastische Syndrome und Mammakarzinom – Kasuistik und Zusammenfassung der Literatur

LA Dröge
1   GGGB, Berlin
,
N Bangemann
1   GGGB, Berlin
,
JU Blohmer
1   GGGB, Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 January 2018 (online)

 

Die Diagnose der Dermatomyositis einer 71-jährigen Patientin mit triplenegativem Mammakarzinom, pT2pN1a(1/19(G2 R0 L0 V0 M0), Mib-1: 60%, deren Allgemeinzustand sich nach Mastektomie mit Abgeschlagenheit und zunehmender Immobilität nach zeitgleich aufgetretenem Herzinfarkt zunehmend verschlechterte, stellte sich aufgrund der akuten Progredienz neurologischer Symptomatik mit Tetraparese, Dysphagie, Sättigungsabfällen und schließlich typisch periorbitalem Erythem. Durch Chemotherapie mit Adriamycin und Cyclophosphamid, gleichzeitig Plasmapherese, Immunglobulingabe sowie eine Hochdosissteroidtherapie ging die neurologische Symptomatik innerhalb von sechs Monaten bis auf anhaltende Abgeschlagenheit vollständig zurück.

Eine 46-jährige Patientin mit Dysphagie und Gangstörungen sechs Monaten vor Tumordiagnose als Zufallsbefund einer Computertomografie, wies ebenfalls einen letztlich akut progredienten Verlauf mit Beatmungspflichtigkeit, unwillkürlichen Zuckungen, Krämpfen und Vigilanzminderung auf. Diese Patientin mit invasivem Karzinom auf no special type, pT2 pN2a (5/12) G3 R0 L1 V1, Hormonrezeptor- und HER2/neu Überexpression, Mib-1: 30% erhielt nach Nachweis von Glycin-Antikörpern die Tumorresektion durch Lumpektomie mit axillärer Dissektion sowie Paclitaxel mit dualer Antikörperblockade, gefolgt von Epirubicin und Cyclophosphamid. Begleitet wurde die Therapie durch Plasmapheresen und Hochdosissteroidgaben. Diese Patientin wies nach viermonatiger Behandlung zunächst keine neurologischen Auffälligkeiten mehr auf.

Die Kasuistiken der Patientinnen mit paraneoplastischem Syndrom bei lymphnodal positivem, nicht fernmetastasiertem Mammakarzinom skizzieren die Herausforderungen und Therapiestrategien der Betroffenen.

Ein paraneoplastisches Syndrom ist bei Patientinnen mit Mammakarzinom selten, dessen häufig unklare Symptomatik kann aber akut progredient und lebensgefährdend sein. Verlaufsentscheidend ist neben der immunsuppressiven und -modulatorischen Therapie vor allem die rechtzeitige leitliniengerechte Tumortherapie durch Tumorresektion und Chemotherapie.