Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(01): 83-92
DOI: 10.1055/s-0038-1625061
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine seltene Differentialdiagnose bei Aszites (Kasuistik)

S Häußinger
1   GGGB, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Januar 2018 (online)

 

Die stationäre Aufnahme der 54-jährigen Patientin erfolgte wegen AZ-Verschlechterung, Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust und einer Bauchumfangszunahme (Aszites) mit der Arbeitsdiagnose Ovarialkarzinom (CA 125 > 800 U/ml). In der ergänzend zur Sonografie und dem CT-Abdomen durchgeführten CT-Thorax zeigte sich zusätzlich ein einseitiger Pleuraerguss sowie einzelne unspezifische noduläre Verdichtungen im angrenzenden basalen hinteren Lungenabschnitt. Die sonographisch gestützte Punktion eines Tumorkonglomerats im Oberbauch ergab histologisch jedoch keine Karzinommetastasierung sondern eine nekrotisierende epitheloidzellige granulomatöse Entzündung des Peritoneums, ein typisches Zellbild für eine Tuberkulose. Säurefeste Stäbchenbakterien konnten nicht nachgewiesen werden. Die daraufhin erfolgte eine umfassende Umfelddiagnostik wie ein Quantiferon y-Assay, mehrere Sputumproben, eine BAL sowie die ergänzende HIV/Hepatitis Diagnostik. Alle Ergebnisse zeigten initial einen negativen Befund – sowohl für säurefeste Stäbchen als auch für einen DNA-Nachweis von Mycobacterium tuberculosis. Nach Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgte zur endgültigen Diagnosesicherung und zum definitiven Ausschluss eines Ovarialkarzinoms die diagnostische Laparoskopie mit Probeexzisionen. Hier bot sich ein eindrucksvolles Bild einer tuberkulösen, miliaren Aussaht im gesamten Abdomen mit Befall sämtlicher Organoberflächen, des Netzes sowie des Peritoneums. Das innere Genitale zeigte einen altersentsprechenden Befund ohne Hinweis auf eine ovarielle Neoplasie. Bei nun klinisch eindeutiger abdominaler Tuberkulose erfolgte die Verlegung der Patientin in die Evangelische Lungenklinik Berlin zur Einleitung der antituberkulösen Therapie. Die entnommenen PE's zeigten einen positiven Nachweis von M. tuberculosis-DNA in der PCR, deutlich zeitverzögert zeigte sich auch im Sputum M. tuberculosis-DNA, so dass die Patientin neben der abdominellen und damit geschlossenen und nicht infektiösen Tb auch an einer offene und damit potentiell infektiöse Lungen Tb erkrankt war. Eine Meldung an das Gesundheitsamt mit einer namentlichen Liste aller Kontaktpersonen erfolgte. Die Patientin konnte erfreulicherweise nach über 3 Monaten stationärer Therapie als nicht mehr infektiös und mit deutlich rückläufiger Klinik bei Wohlbefinden in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden. Die Fortführung der Antibiose ist über mehrere Monate geplant.