Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(01): 61
DOI: 10.1055/s-0038-1625793
Sitzung 7
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bericht über Versorgungsstudie PMR Planungshorizont 2030

unter Mitarbeit der GOEG: Gerhard Fülöp, Daniela Kern
F Hartl
1   Wien, Österreich
,
R Crevenna
1   Wien, Österreich
,
W Grestenberger
1   Wien, Österreich
,
W Habelsberger
1   Wien, Österreich
,
H Kern
1   Wien, Österreich
,
T Paternostro-Sluga
1   Wien, Österreich
,
M Quittan
1   Wien, Österreich
,
G Wiesinger
1   Wien, Österreich
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
15 February 2018 (online)

 

Leistungen der Physikalischen Medizin und Rehabilitation (PMR) sind in den letzten Jahren sowohl innerhalb als auch außerhalb der Krankenanstalten in steigendem Umfang in Anspruch genommen worden. Die Steigerungsraten liegen sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich im zweistelligen Bereich in den letzten 5 Jahren. Dies hängt zum einen mit der bekannten demografischen Entwicklung und der damit einhergehenden Änderung des Krankheitsspektrums zusammen. Zum anderen überleben als Folge der Fortschritte der Akutmedizin immer mehr Menschen schwere Erkrankungen, allerdings mit therapiebedürftigen Beeinträchtigungen der Körperfunktionen und -strukturen, der Aktivitäten und der Partizipation. Während für den Großteil der medizinischen Sonderfächer eine weitgehend bedarfsgerechte Versorgung vorliegt, gibt es im gesamten PMR-Bereich – selbst an der Spitze der Versorgungspyramide – offensichtlich eine Unterversorgung, die zwangsweise zur Triagierung von Patienten/-innen führt, sodass notwendige Therapiemaßnahmen zum Teil unterbleiben. Es ist zu erwarten, dass durch die genannten Entwicklungen künftig noch mehr Leistungen der PMR zur Unterstützung des Heilungsprozesses, zur Schmerzlinderung, zur Verbesserung der funktionellen Selbständigkeit und Arbeitsfähigkeit, zur Reintegration in das bisherige Wohnumfeld sowie zur Verringerung des Betreuungs- und Pflegebedarfs erforderlich sind. Weiters können durch frühzeitige remobilisierende Maßnahmen Sekundärkomplikationen vermieden und die stationäre Verweildauer in Akutkrankenhäusern deutlich verkürzt werden. Die Verkürzung der stationären Aufenthaltsdauer und die zunehmende Auslagerung der Krankenhausträger in den extramuralen Bereich führt zu einem stark zunehmenden Behandlungsbedarf im Bereich PMR im außerstationären Bereich. Zugleich geraten immer größere Personenzahlen in den Bereich von Alterskohorten, die eine umfassende physikalische Kombinationstherapie (insbesondere Schmerztherapie) benötigen. Das Bekanntwerden der schweren Nebenwirkungen sowie deutliche Einschränkungen der Indikation für nichtsteroidale Antirheumatika, sowie der gestiegene Anteil von Patient/-innen, deren Basismedikation und Grunderkrankung den Einsatz den Einsatz medikamentöser Schmerztherapie limitiert oder verunmöglicht, erzeugt zusätzlichen Therapiebedarf. Die gestiegene Lebenserwartung führt neben einem erhöhten medizinischen Betreuungsaufwand insbesondere zu einem erhöhten Bedarf an physikalisch-rehabilitativen Maßnahmen zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit. Zunehmender ökonomischer Druck erzeugt massive Nachfrage nach Verkürzung der Krankenstandsdauern. Die physikalischen Kombinationsbehandlung reduziert nachweislich Krankenstandsdauer und Folgekosten um ca. 25 Prozent. Um auch künftig einen effektiven und effizienten Einsatz von Leistungen der PMR sicherzustellen, ist es notwendig, bedarfsgerecht abgestufte Strukturen der PMR für alle Versorgungsregionen sowie Qualitätskriterien hinsichtlich Leistungsangebot, personeller, räumlicher und apparativer Ausstattung zu definieren. Ziel dieser Studie ist es, basierend auf den Bestimmungen des KAKuG, des Ärztegesetzes, der Ärzteausbildungsordnung (Rasterzeugnis), des Rehabilitationsplans 2012 (mit Planungshorizont 2020) und des ÖSG 2012 ein abgestuftes und bedarfsgerechtes PMR-Versorgungssystem – sowohl für den extramuralen als auch für den intramuralen Bereich der Gesundheitsversorgung – zu erstellen. Dabei wird extramural von zwei und intramural von vier Versorgungsstufen ausgegangen und es werden jeweils Qualitätskriterien definiert. Schließlich wird der Bedarf an Fachärzten/-innen und Leistungen der PMR bis zum Planungshorizont 2030 abgeschätzt.