Zusammenfassung
Störungen sozialer Kognitionen wie der Theory of Mind (ToM) werden in den letzten
Jahren verstärkt hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Auftreten von Einschränkungen
des sozialen Funktionsniveaus bei schizophrenen Erkrankungen diskutiert. ToM beschreibt
die Fähigkeit, eigene und fremde Zustände mental zu repräsentieren, auf deren Basis,
Annahmen über die Intentionen anderer zu machen. Sie bilden die Grundlage für adäquate
soziale Interaktionen. Ziel der vorliegenden Studie war es, mit einem modifizierten
Vertrauensspiel den Zusammenhang zwischen sozial-kognitiven Prozessen und ihre Umsetzung
in Entscheidungen bei an Schizophrenie erkrankten Patienten zu untersuchen. Bei 19
Schizophrenie-Patienten und 19 gematchten Kontrollprobanden wurden in einem Computerspiel
soziale Interaktionen simuliert. Die Probanden hatten die Aufgabe, mit vier virtuellen
Mitspielern ihren Gewinn zu maximieren, indem sie jedem Mitspieler einen Teil eines
Guthabens überschrieben. Je nach Fairness der Mitspieler wurde der Gewinn der Probanden
vergrößert oder reduziert. Zwei Mitspieler verhielten sich fair, zwei unfair. Bei
je einem fairen und einem unfairen Spieler ließ sich die Fairness anhand des Emotionsausdrucks
vor hersagen. Trotz vergleichbarer Leistung in der Emotionserkennung passten die Patienten
im Gegensatz zu den Kontrollen ihr Spielverhalten nicht an die Fairness des Spielpartners
an. Dabei bewerteten sie die Fairness des Verhaltens ihres Spielpartners nach einem
Spieldurchgang ebenso differenziert wie die Kontrollprobanden. Die Ergebnisse der
Studie zeigen, dass eine Analyse von Interaktionsverhalten von an Schizophrenie erkrankten
Patienten im Rahmen eines spieltheoretischen Ansatzes Defizite in sozialen Entscheidungsprozessen
aufzeigen, die sich durch eine fehlende Fähigkeit der Patienten, vorhandene sozial-emotionale
Hinweisreize in ihre Entscheidung einzubeziehen, erklären lassen.
Summary
During recent years, there is an increasing interest in the relation between impairment
of social cognition like Theory of Mind (ToM) and reduced social functioning in schizophrenia.
ToM is the ability to mentally represent one’s own and others mental states which
is necessary to understand other people’s intentions. Therefore ToM is an essential
prerequisite for sufficient social interactions. Aim of the present study was to investigate
the relation between social cognitive processes and their application to social decision
making during interactions in schizophrenia by means of a modified trust game. 19
patients suffering from schizophrenia and 19 healthy controls were investigated while
they were involved in a computer simulated social interaction. The task of the participants
was to maximize their gains while playing with four virtual partners. They had to
share money with those partners and depending on the partners’ fairness the participants
account was reduced or increased.Two of the partners were fair and two unfair. For
one of the fair and one of the unfair partners, the actual fairness could be inferred
from the facial expression. Although we could not find any differences in emotion
recognition or fairness ratings, the patients showed an impaired decision making behavior.
In contrast to healthy controls, they did not use the emotional expression of their
partner to adapt their behavior. The results are interpreted as reflecting the suitability
of game theory based approaches to investigate social interaction deficits in schizophrenia.
In particular the results demonstrate the inability of schizophrenia patients to integrate
information raised from social cognitive processes into their concrete decision making
behavior.
Schlüsselwörter Soziale Kognition - Theory of Mind - Vertrauensspiel - Entscheidungsverhalten
Keywords Social cognition - Theory of Mind - trust game - decision making