CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2018; 97(S 02): S9-S10
DOI: 10.1055/s-0038-1639748
Abstracts
Aerodigestivtrakt: Aerodigestive tract

Notwendigkeit der routinemäßigen histopathologischen Untersuchung nach Adenotomie, Tonsillotomie oder Tonsillektomie

J Künzel
1   HNO Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
M Pölzl
1   HNO Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
B Hackenberg
1   HNO Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
C Matthias
1   HNO Universitätsmedizin Mainz, Mainz
› Author Affiliations
 

Zielsetzung:

Es ist umstritten, ob Adenotomie (AT), Tonsillotomie (TT) und Tonsillektomiepräparate (TE) bei Kindern routinemäßig histologisch untersucht werden müssen.

Methode:

OPS-Abfrage für AT, TT und TE bei Adenoiden, chronischer Tonsillitis, Tonsillenhyperplasie und OSAS von 2011 – 2016 der HNO Klinik Mainz. Aktenrecherche nach klinischen Auffälligkeiten und Histologie. Umfrage an deutschen HNO Kliniken.

Ergebnisse:

n = 2165 Patienten (4 Monate-77 Jahre). Davon n = 1132 (47%) AT, n = 295 (12%) TT < 18 und n = 987 (41%) TE, mit n = 316 (32%) < 18 und n = 671 (68%) ≥18. In n = 2148 (99,2%) Fällen erfolgte eine Histologie, bei n = 17 (0,8%) wurde darauf verzichtet. Bei 99,9% wurde die Diagnose histologisch bestätigt, bei 0,1% gab es eine Abweichung ohne Malignität. Klinische Auffälligkeiten waren in 4% zu beobachten (n = 82 Asymmetrie, n = 4 einseitige Verhärtungen, n = 3 zystische Veränderungen), jedoch ohne histologische Besonderheit. Die Rücklaufquote der Umfrage lag bei 42% (n = 68/162). In den befragten Kliniken erfolgt bei Kindern nach AT in 57%, TT in 66% und TE in 76% eine Histologie. Bei Erwachsenen in 84% nach TT und 94% nach TE. 28% halten eine Histologie nach AT bei Kindern für indiziert, bei TT 37% bzw. bei TE 50%; bei Erwachsenen 78% bzw. 87%. Bei Kindern wurden insgesamt jährlich etwa 9300 € für die Histologie ausgegeben.

Schlussfolgerung:

Die Rate maligner Zufallsbefunde nach routinemäßiger AT, TT oder TE liegt bei weit unter 1%. Unsere Daten unterstützen die Tatsache, dass bei Kindern vielerorts in Abwesenheit klinischer Auffälligkeiten auf eine Histologie verzichtet wird. Aus ökonomischen Gesichtspunkten besteht ein relevantes Kostenreduktionspotential. Bei Erwachsenen erscheint eine histologische Untersuchung vorwiegend aus medikolegalen Gründen sinnvoll.



Publication History

Publication Date:
18 April 2018 (online)

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