CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2018; 97(S 02): S70-S71
DOI: 10.1055/s-0038-1639957
Abstracts
Lernen am Fall / Learning based on Case Reports

Plötzliche kindliche Aphagie

I Sielemann
1   Asklepios Klinik Nord – Heidberg/HNO-Abteilung, Hamburg
,
A Zimmermann
1   Asklepios Klinik Nord – Heidberg/HNO-Abteilung, Hamburg
,
D Nolkemper
2   Asklepios Klinik Nord – Heidberg/Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Hamburg
,
C Külkens
1   Asklepios Klinik Nord – Heidberg/HNO-Abteilung, Hamburg
› Author Affiliations
 

Einleitung:

Ingestion bzw. Aspiration von Kleinteilen gehören zu den häufigeren Notfall-Vorstellungsgründen in der Pädiatrie. Das Verschlucken von großen Knopfbatterien ist dabei von steigender Relevanz, da diese zunehmend in Haushaltsgeräten oder Spielzeug zu finden sind und oft schwerwiegende Komplikationen zur Folge haben können.

Fallvorstellung:

Ein 20 Monate alter Junge wurde per Rettungswagen in die Notaufnahme eingeliefert, nachdem er eine halbe Stunde zuvor beobachtet durch die Eltern eine münzgroße Knopfbatterie verschluckt hatte. Bis auf zweimaliges Erbrechen bestanden keine Symptome. In der Übersichtsaufnahme zeigte sich ein röntgendichter, runder Fremdkörper im proximalen Ösophagus. Bei der Vorbereitung zur Ösophagoskopie kam es zu Verzögerungen, da kein Dolmetscher anwesend war und unklare kardiale Vorerkrankungen bestanden. Als drei Stunden nach Ingestion mit der Ösophagoskopie begonnen werden konnte, zeigte sich bereits eine schwerwiegende Schleimhautverätzung über eine Strecke von ca. 10 cm, welche erst nach wiederholten Spülungen mit Kochsalzlösung endoskopisch passierbar war. In den engmaschigen endoskopischen Verlaufskontrollen zeigte sich ab dem 11. Tag eine Ösophagusstenose im Bereich der Verätzung, welche im Verlauf bougiert werden musste. Bei insgesamt unsicherer Prognose ist anzunehmen, dass der Patient langfristig, vermutlich sein Leben lang, unter den Folgen der Verätzung zu leiden hat.

Schlussfolgerung:

Bei V.a. Ingestion einer Knopfzelle sind die sofortige Röntgendiagnostik und Durchführung einer Ösophagoskopie angezeigt. Unnötige Verzögerungen im Behandlungsverlauf oder gar ein Abwarten auf spontanen „Abgang“ sollten vermieden werden, da die Wahrscheinlichkeit schwerer Folgeschäden bereits nach zwei Stunden steigt.



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Publication Date:
23 May 2018 (online)

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