Lokale off-label Anwendung des rekombinanten Gewebe-Plasminogen-Aktivators Alteplase in der Lappenchirurgie – Fallbericht

Einleitung:

Mikrovaskulärer Gewebetransfer, insbesondere der Radialislappen, ist essentieller und alltäglicher Bestandteil in der Kopf- und Halschirurgie. Mikrovaskuläre Thrombosen sind in 5 bis 15% ursächlich für ein Versagen des Transplantats und auch für erfahrene Chirurgen immer noch eine Herausforderung. Wir beschreiben einen Fall mit erfolgreicher Radialislappenrevision unter Einsatz von Alteplase.

Methoden:

Ein 39-jähriger Patient mit einem rpT3 rpN0 Plattenepithelkarzinom des Weichgaumens links erhielt eine transorale Tumorresektion mit Defektrekonstruktion mittels Radialislappen. Am ersten postoperativen Tag trat eine venöse Thrombose auf, die nicht nur den Gefäßstiel, sondern auch das Transplantat vollständig durchsetzte. Die venösen Anastomosen wurden gelöst und der Thrombus aus dem Gefäßstiel mechanisch entfernt, ohne dass es zur Durchblutung des Transplantats kam. Erst die Durchführung einer Off-Label-Thrombolyse über die A. Radialis des Gefäßstiels mittels Alteplase führte zu einer Reperfusion im Transplantat. Um eine systemische Wirkung zu verhindern und die Reperfusion zu kontrollieren wurde die venöse Anastomose für die Zeit der Thrombolyse offen gelassen und erst nach erfolgreicher Lappendurchblutung wieder angeschlossen.

Ergebnis:

Der Radialislappen überlebte und hielt einer adjuvanten Radiochemotherapie stand. Der Patient ist nun mit vollständig eingeheiltem Transplant 27 Monate rezidivfrei.

Schlussfolgerung:

Trotz schwieriger Revisionsbedingungen konnte durch direkte Thrombolyse mittels off-label Anwendung von Alteplase eine dauerhafte Transplantatreperfusion erreicht werden mit einem exzellenten Langzeitergebnis.

Publication History

Publication Date:
18 April 2018 (online)