Seltener Grund für Hörminderung: Gehörgangs-Metastase eines kleinzelligen neuroendokrinen Karzinoms

Einleitung:

Eine Beteiligung von Kopf und Hals ist sehr selten bei kleinzelligen neuroendokrinen Karzinomen (NEC). Insgesamt sind NEC unbekannten Ursprungs (NCUP) sehr selten und stellen ein sehr breitgefächertes Spektrum dar. Der Verlauf ist abhängig von Grad der Differenzierung und Lokalisation wobei sich schlecht differenzierte NEC durch rasches Wachstum und schlechte Prognose auszeichnen.

Methoden:

Eine 54-jährige Patientin stellt sich mit seit drei Wochen bestehender Hörminderung und Tinnitus links vor. Weiterhin lassen sich eine Hyperhidrose und Rückenschmerzen eruieren. Der HNO-Spiegelbefund zeigt einen polypös-glasigen Tumor im Gehörgang rechts und einen obliterierenden Tumor im Gehörgang links.

Ergebnisse:

Die histologische Aufarbeitung der gewonnenen Proben aus den Gehörgängen erbringt Infiltrate eines kleinzelligen NEC. Die FDG-PET Ganzkörper CT zeigt malignomtypischen Stoffwechsel an multiplen Lokalisationen des gesamten Körpers ohne Nachweis eines Primarius. Zur weiteren Therapie erfolgt die Vorstellung in der Hämatoonkologie und nach Vorstellung im Tumorboard eine Chemotherapie nach Platin/Etoposid-Schema. Aktuell ist die Chemotherapie noch nicht abgeschlossen.

Schlussfolgerung:

Bei unklaren Tumoren im Bereich des Gehörgangs ist zum Ausschluss von Malignomen stets eine histologische Sicherung empfohlen. Wenn auch selten kann einer vermeintlich simplen Hörminderung eine fatale, komplexe Ursache wie ein NCUP zugrunde liegen. Angesichts des rapiden Progresses der Erkrankung ist ein zügiger, effizienter Ablauf mit histologischer Sicherung und rascher Therapieeinleitung obligat. Unseres Wissens ist in der Literatur kein weiterer Fallbericht eines NCUP mit Erstmanifestation Hörminderung durch Raumforderung im Gehörgang beschrieben.

Publication History

Publication Date:
18 April 2018 (online)