Erstmanifestation einer akuten myeloischen Leukämie an der Unterlippe mit fulminantem Verlauf

Die akute myeloische Leukämie ist eine Krankheit der hämatopoetischen Zellen mit Proliferation maligner Leukozyten und Destruktion des Knochenmarks. Neben unspezifischen, allgemeinen Symptomen können auch Petechien der Mundschleimhaut mit Blutungen oder eine Gingivahyperplasie erste Zeichen einer akuten myeloischen Leukämie sein.

Wir berichten über einen 71-jährigen Patienten mit der seltenen Erstmanifestation einer akuten myeloischen Leukämie an der Unterlippe und fulminantem Verlauf. Initial bestanden rezidivierende Blutungen aus einem Ulkus der Unterlippe. Nach erfolgloser konservativer Therapie bei Verdacht auf eine aktinische Keratose erfolgte die ambulante Exzision des Ulkus in Lokalanästhesie und Defektdeckung mittels eines Verschiebelappens vom Vestibulum oris. Wenige Stunden später entwickelte der Patient einen hochfiberhaften Infekt mit Dyspnoe, Anämie und Kreislaufinstabilität, so dass eine intensivmedizinische Behandlung notwendig wurde. Bei Pneumonie, massiver unklarer Makroglossie und Tetraparese war eine vierwöchige Respiratortherapie erforderlich. Die histologische Untersuchung des Präparates ergab eine akute myeloische Leukämie (NPM1-Mutation Typ A, FLT 3-ITD positiv). Unter Induktionschemotherapie nach MICE-Schema (Cytarabin, Mitoxantron, Etoposid) konnte eine Remission erreicht werden. Aufgrund eines Rezidives nach 3 Monaten erfolgte die Gabe mehrerer Zyklen Azacitidine und Sorafenib, worunter es zur erneuten Remission kam.

Der Fall zeigt auf, wie wichtig die zeitnahe Abklärung eines kleinen, vermeintlich harmlosen Ulkus der Lippe sein kann, da dieses die Erstmanifestationen einer fulminant verlaufende Erkrankungen wie der akuten myeloischen Leukämie darstellen kann.

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Publication Date:
18 April 2018 (online)