Z Gastroenterol 2018; 56(05): e7
DOI: 10.1055/s-0038-1648571
Kategorie: Poster „Der interessante Fall“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sump-Syndrom bei chronischer Pankreatitis

HH Nietsch
1   KH St. Elisabeth, Med Klinik 1, Halle (Saale)
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Publication Date:
03 May 2018 (online)

 

Hintergrund:

Das „Sump-Syndrom“ ist eine gut charakterisierte Komplikation nach komplexen Gallengangseingriffen, wie z.B. Choledochoduodenostomie oder biliodigestiver Anastomosen. Es besteht im retrograden Reflux von Nahrungsbestandteilen ins Gangsystem mit konsekutiver Gangobstruktion. Ein Pankreas- Sump-Syndrom ist bisher in der Literatur noch nicht beschrieben.

Kasuistik:

Wir berichten über einen 72-jährigen Patienten mit chronisch calzifizierender Pankreatitis bei Alkoholmissbrauch und monströser Dilatation des Ductus wirsungianus bei distaler Stenose. Da initiale Versuche der endoskopischen Dilatation der Stenose und Implantation von multiplen Plastikstents frustran waren, wurde schließlich nach Ballondilatation ein beschichteter kurzer Metallstent implantiert. Eine Pankreaskopfresektion wurde vom Patienten kategorisch abgelehnt. Endoskopischer Ausgangsbefund: Massive Dilatation des Pankreasganges auf bis zu 12 mm mit distaler Stenose (Histologie: entzündliche Gangveränderungen ohne Malignitätsnachweis). Multiple Füllungsdefekte (Steine und Debris). Die postprandialen Schmerzen besserten sich nach der obigen Intervention signifikant, so dass programmierte Stentwechsel im Abstand von 2 Monaten erfolgten. Trotz dreimaliger ERCP mit Dilatationen und schließlich Implantation von drei 10F Plastikdrainagen war die distale Gangstenose therapierefraktär. In der 4. ERCP wurde daher ein 10 mm vollständig beschichteter 6 cm langer Metallstent (SEM) implantiert. Es war geplant diesen Stent für 6 Monate zu belassen.

Ergebnis:

Der Patient war zunächst für 4 Monate beschwerdefrei, entwickelte dann aber plötzlich einsetzende Oberbauchschmerzen, so dass er sich vor der geplanten Stentextraktion wieder vorstellte. Der Metallstent war in loco typico, jedoch zeigten sich in der Pankreatikografie bizarre Gangfüllungsdefekte, so dass mittes SpyGlass DS® (Boston Scientific) eine direkte Pankreatikoskopie durchgeführt wurde: hierbei fanden sich Erbsen und weitere pflanzliche Nahrungsbestandteile in Zweidritteln des Pankreasganges. Die Nahrungsbestandteile konnten nach Stentextraktion leicht mittels Steinextraktionsballon entfernt werden. Die distale Stenose war nun deutlich gebessert, so dass keine weitere Stentimplantation erfolgte. Der Pat. ist nun 6 Monate nach der letzten ERCP beschwerdefrei.

Schlussfolgerung:

Dies ist die Erstbeschreibung eines pankreatischen Sump- Syndroms bei Z.n. SEMS Implantation in den D. wirsungianus. Die direkte Pankreatikoskopie mittels SpyGlass DS® stellt eine wertvolle Erweiterung der Diagnostik und Therapie von solch komplexen klinischen Syndromen dar.