Z Gastroenterol 2018; 56(05): e7
DOI: 10.1055/s-0038-1648572
Kategorie: Poster „Der interessante Fall“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endoskopische Diagnostik und Therapie eines 10 cm großen gastralen Vanek-Tumors

HH Nietsch
1   KH St. Elisabeth, Med Klinik 1, Halle (Saale)
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Publication Date:
03 May 2018 (online)

 

Hintergrund:

Der Vanek-Tumor („inflammatory fibroid polyp“) ist eine seltene pseudotumoröse Läsion des Gastrointestinaltraktes. Er wurde erstmals 1949 von J. Vanek beschrieben (Am J Pathol 1949;25:397 – 412). Die häufigste Lokalisation ist das Magenantrum. Das mittlere Patientenalter liegt zwischen 60 und 70 Jahren. Histologisch zeigt sich eine Proliferation von Spindelzellen begleitet von lymphozytärer und eosinophiler Infiltration.

Kasuistik:

Wir berichten über einen 73-jährigen Patienten mit unspezifischer Dyspepsie ohne Warnsymptome. Die ambulant durchgeführte Magenspiegelung zeigte einen 10 cm großen submukösen gestielten Polypen mit oberflächlicher Schleimhauterosion. Die Zuweisung erfolgte zur weiteren Charakterisierung und Therapie der Läsion Endoskopischer ambulanter Ausgangsbefund: 10 cm große polypoide Läsion des distalen Magencorpus. Die stationäre Vorstellung erfolgte einen Monat später; nun war der Polypenkopf durch den Pylorus in den Bulbus duodeni prolabiert und der Patient berichtete über vermehrtes Erbrechen. Endoskopische Therapie: Der Polyp konnte zunächst weder mittels Zange oder Schlinge zurück ins Magenlumen reponiert werden. Es erfolgte daher die Injektion von 20 ml 1: 10.000 Adrenalinlösung in den Polypenstiel, was nach ca. 10 Min zu einer signifikanten Schrumpfung des Polypenkopfes führte. Nun wurde die Polypenbasis mit 3 Endoloops armiert. Dies führte zu einer ischämisch-lividen Verfärbung der gesamten Läsion. Mittels DualKnife® (Olympus) wurde oberhalb der Endoloops inzidiert. Das Stroma ließ sich bei derber Konsistenz kaum schneiden. Wir entschieden uns daher nun lediglich für eine Biopsie der tiefen Submukosa (bindegewebiges Stroma mit eosinophiler Infiltation). Wir gingen durch die Endoloopstrangulation von einer sukzessiven Ischämie und Desquamation der Läsion aus. In der Kontroll-Gastroskopie 3 Monate später war eine vollständige Regression des Pseudotumors nachweisbar. Der Patient ist nun auch nach 6 Monaten Nachbeobachtung beschwerdefrei.

Schlussfolgerung:

Der inflammatorisch-fibroide Polyp ist eine seltene gutartige Entität, kann aber wie in unserem Fall monströse Gestalt annehmen und durch den transpylorischen Prolaps zur Magenausgangsstenose führen. Bei typischer Darstellung in der Endoskopie und Endosonografie scheint bei solch großen Läsionen die endoskopische Ischämie-Induktion mittels Endoloop-Applikation ein sicheres Verfahren als die Resektion.