Z Gastroenterol 2018; 56(05): e8
DOI: 10.1055/s-0038-1648574
Kategorie: Poster „Der interessante Fall“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ungewöhnliche Crohn-Colitis mit Remission nach subtotaler Kolektomie

C Wiest
1   Klinik für Innere Medizin I, Caritaskrankenhaus St. Josef, Regensburg
,
A Fürst
2   Klinik für Chirurgie, Caritaskrankenhaus St. Josef, Regensburg
,
A Heiligensetzer
2   Klinik für Chirurgie, Caritaskrankenhaus St. Josef, Regensburg
,
C Ott
3   Internistische Praxis – Gastroenterologie im Facharztzentrum Regensburg
,
R Büttner
1   Klinik für Innere Medizin I, Caritaskrankenhaus St. Josef, Regensburg
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Publication History

Publication Date:
03 May 2018 (online)

 

Hintergrund:

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind gekennzeichnet durch chronische Durchfälle, abdominelle Symptome und seltener extraintestinale Manifestationen. Meist ist durch makroskopische Charakeristika und ein entsprechendes Befallsmuster eine Zuordnung möglich. Zusätzlich zeigen die verschiedenen Entitäten histologisch charakteristische Befunde. Trotz makroskopischer und mikroskopischer Charakteristika ist eine eindeutige Unterscheidung zwischen Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und malignen Prozessen jedoch nicht immer möglich.

Kasuisitik:

Im Juli 2017 wurde uns ein bislang vollständig beschwerdefreier 52-jähriger Patient mit neu aufgetretenen Durchfällen, signifikantem Gewichtsverlust und abdominellen Schmerzen zur stationären Abklärung vorgestellt. Eine ambulant durchgeführte ÖGD hatte keinen wesentlichen pathologischen Befund erbracht, in einer CT zeigte sich das C. transversum auffällig DD Colitis DD tumoröses Geschehen. In der folgenden ambulanten Koloskopie fanden sich ab der linken Flexur beginnend multiple stenosierende polypoide Läsionen mit zum Teil mit nekrotischem Zerfall. Eine Passage über die rechte Flexur war nicht möglich. Histologisch zeigte sich eine entzündliche Schleimhautinfiltration ohne Nachweis von Granulomen, bei hohem NSAR-Gebrauch wurde zunächst eine schwere NSAR-induzierte Colitis vermutet. Eindeutige Hinweise auf eine maligne Genese fanden sich nicht. In einer ausführlichen Diagnostik ergab sich kein Hinweis für das Vorliegen einer Vasculitis, eines Lymphoms etc. Bei Persistenz der Veränderungen trotz NSAR-Verzicht wurde anschließend nach Begutachtung der multiplen Biopsien durch mehrfache Referenzpathologen die Verdachtsdiagnose eines hochaktiven M. Crohns mit ungewöhnlichen polypoiden Regeneraten geäußert. Bei florider Crohn-Colitis wurde eine immunsupprimierende Therapie diskutiert. Da eine maligne Komponente hinter der nicht passierbaren Stenose nicht ausgeschlossen werden konnte und sich in der MR-Enterografie chronisch-entzündliche Veränderungen mit zum Teil fibrotischem Umbau und damit einhergehendem Funktionsverlust des Darmabschnittes zeigten, wurde zusammen mit den Kollegen der Viszeralchirurgie die Indikation zur subtotalen Kolektomie gestellt. Diese verlief problemlos. Seitdem ist der Patient vollständig beschwerdefrei und konnte innerhalb weniger Monate 10 kg Gewicht zunehmen. Die Kontrollkoloskopie 5 Monate postoperativ ergab histologisch keinen Anhalt für entzündliche Aktivität, jedoch ließen sich nun erstmalig epitheloidhaltige Granulome nachweisen.

Schlussfolgerung:

Diese Kasuistik dokumentiert einen ungewöhnlichen klinischen und morphologischen Fall eines M. Crohns im Kolon mit entsprechenden differentialdiagnostischen Problemen sowie den therapeutischen Erfolg einer aufgrund des stenosierenden Befalls im Kolon durchgeführten subtotalen Kolektomie.