Z Gastroenterol 2018; 56(05): e8-e9
DOI: 10.1055/s-0038-1648575
Kategorie: Poster „Der interessante Fall“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dünndarminvagination und Rezidiv-Invagination bei Patientin mit M. Crohn

RS Görtz
1   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Innere Medizin 1, Erlangen
,
M Waldner
1   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Innere Medizin 1, Erlangen
,
D Strobel
1   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Innere Medizin 1, Erlangen
,
MF Neurath
1   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Innere Medizin 1, Erlangen
,
R Atreya
1   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Innere Medizin 1, Erlangen
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Publication History

Publication Date:
03 May 2018 (online)

 

Hintergrund:

Ein akuter Bauchschmerz bei erwachsenen Patienten mit M. Crohn kann typische (nicht-Crohn bezogene) Ursachen wie eine Appendizitis, Cholezystitis oder Pankreatitis oder Crohn-assoziierte Ursachen wie ein akuter Schub, Stenosierung oder Abszedierung haben. Eine Darm-Invagination ist eine sehr seltene Differentialdiagnose bei Bauchschmerzen im Erwachsenenalter oder bei M. Crohn.

Fallbeschreibung:

Eine 24-jährige Patientin mit seit 1,5 Jahren bekannter Ileitis terminalis Crohn stellte sich mit seit 3 Tagen zunehmenden rechtsseitigen Unterbauchschmerzen in der internistischen Notaufnahme vor. Bei einer seit 1 Jahr bestehenden Therapie mit Ustekimumab befand sich die Patientin zuletzt in klinischer und sonographischer Remission.

In der Notaufnahme zeigte sich eine Druckdolenz im rechten Unterbauch ohne Abwehrspannung. In der Blutentnahme war das CRP gering, dreifach erhöht und die Leukozytenzahl normal. In der Sonografie wurde ein wandverdicktes Dünndarmkonglomerat mit vorgeschalteter Ileumdilatation und Aszites beschrieben. In der Notfall MRT war eine präterminale ileo-ileale Dünndarminvagination nachweisbar. In einer explorativen Laparoskopie wurde die Invagination mechanisch gelöst, welche sich 40 cm oral der Ileozoekalklappe befand. Nach komplikationslosem postoperativen Verlauf wurde die Patientin 2 Tage später entlassen.

Bereits 5 Tage später stellte sich die Patientin erneut mit seit dem Vorabend aufgetretenen Bauchschmerzen und geringer Übelkeit vor. Im Labor waren eine geringgradige Leukozytose und normaler CRP-Wert nachweisbar. Sonographisch stellte sich eine kokardenartige Struktur dar, die als Rezidiv-Invagination interpretiert wurde. In der Relaparoskopie bestätigte sich die erneute ileale Invagination im Bereich der chronischen Wandverdickung. Eine Ileumsegmentresektion (8 cm) und Ileo-Ileostomie wurden durchgeführt. Die Entlassung erfolgte 6 Tage später.

Zoom Image
Abb. 1: Axiale Darstellung der ilealen Invagination mittels MRT des Abdomens

Diskussion:

Eine Invagination (auch Intussuszeption) ist die Einstülpung eines Damabschnitts in Längsachse. Die Appendixinvagination ist eine häufige Ursache akuter Bauchschmerzen im Säuglings- und Kleinkindesalter. Als Ursache wird eine Darmmotorikstörung angenommen. Bei Auftreten einer Invagination im höheren Alter liegt meist begleitend eine Raumforderung (z.B. Tumor, Polyp, Meckeldivertikel) vor. Die Sonografie hat einen hohen Stellenwert beim akuten Bauchschmerz und kann die Invagination feststellen. Über Invaginationen bei M. Crohn liegen Einzelfallbeschreibungen von einem Liposarkom oder Riesen-Pseudopolypen im Bereich des Kolons oder eines entzündlich-fibroidem Polypen des Ileums oder postoperativ (im Bereich der Anastomose oder Adhäsionen) vor. Beim vorliegenden Fall ist zu diskutieren, ob die eingeschränkte Darmmotilitiät des chronisch verdickten Ileumbereichs die Entstehung und das Rezidiv begünstigt haben.

Schlussfolgerung:

Eine Invagination ist eine sehr seltene Differentialdiagnose des akuten Bauchschmerzes im Erwachsenenalter und bei M. Crohn. Die Sonografie kann als primäre Bildgebung die Diagnosestellung erleichtern. Bei Rezidiv-Invagination ist eine operative Therapie anzustreben.