Z Gastroenterol 2018; 56(05): e15
DOI: 10.1055/s-0038-1648591
Kategorie: Poster „klinisch orientierte Forschung“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wartelistenmortalität bei der Lebertransplantation – the dark side of liver transplantation

G Peschel
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
IC Kraft
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Scherer
2   Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Universitätsklinikum Regensburg
,
B Sinner
3   Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Regensburg
,
K Huber
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Müller-Schilling
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
K Weigand
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 May 2018 (online)

 

Hintergrund:

2017 erreichte die Zahl der Todspenden für eine Lebertransplantation mit 653 Transplantationen deutschlandweit einen Tiefpunkt. Durch die in Deutschland bestehende Form der Organallokationen (sickest first), erfolgt die Lebertransplantation immer häufiger erst bei Patienten mit sehr hohem labMELD. Diese sind oft bereits intensivpflichtig aufgrund pulmonaler oder renaler Einschränkungen und/oder septischen Krankheitsbildern. Dies stellt Lebertransplantationszentren in der Prä-Transplantationsmedizin als auch perioperativ vor medizinische Herausforderungen. Aufgrund der Schwere der Erkrankungen gelangen viele nicht zur Lebertransplantation oder können wegen erworbener Inoperabilität nicht transplantiert werden.

Methoden und Ergebnisse:

In einer retrospektiven Analyse wurde die Mortalität auf der Warteliste am Universitätsklinikum Regensburg von 2014 bis 2017 untersucht. Die durchschnittliche Jahres-Mortalität der aktiv T-gelisteten Patienten betrug 23,3% (13,09%–33,87%), die aller Wartelistenpatienten 12% (8,01%–16,93%) bezogen auf die auf der Warteliste geführten Patienten. Die absolute Mortalität betrug durchschnittlich 15,5 Patienten pro Jahr, wobei die Zahl der Transplantationen durchschnittlich 21,7 betrug. Hauptursache für die Mortalität von Wartelistepatienten war mit 40,32% eine infektiöse Ursache (Sepsis). Zweithäufigste Ursache waren Tumorerkrankungen mit 25,8%, davon waren 88% progrediente HCCs mit Verlust des E-MELD-Status und 12% im Intervall neu aufgetretene Tumore. Dritthäufigste Ursachen waren mit 11,29% Blutungen (Ösophagusvarizen 43%, cerebral 28%, thorakal 29%). Daneben spielen andere Risikofaktoren, wie die Ursache der Lebererkrankung, der Listungsstatus, der zuletzt erfasste MELD-Score, Komorbiditäten und eine intensivmedizinische Behandlung eine Rolle.

Schlussfolgerung:

Zusammenfassend ist nach der aktuellen Form der Organallokation die Wartelistenmortalität fast genauso hoch wie die Zahl der Patienten die eine Lebertransplantation erhalten. Die Anzahl der Lebertransplantationen übersteigt die Mortalität von Wartelistenpatienten in unserer Analyse um nur etwa 30%. Als klare Hauptursache der Mortalität konnten wir infektiöse Komplikationen definieren, so dass die infektiologische Prophylaxe und die antiinfektiöse Therapie von Patienten mit sehr hohem labMELD auf der Warteliste einen besonderen Stellenwert einnehmen.