Z Gastroenterol 2018; 56(05): e18
DOI: 10.1055/s-0038-1648598
Kategorie: Poster „klinisch orientierte Forschung“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der relative Abfall der ALT nach Beginn einer Steroidtherapie ist ein mögliches frühes Unterscheidungskriterium zwischen Medikamenten-induziertem Leberschaden und Autoimmunhepatitis

S Weber
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München, LMU München
,
ML Buchholtz
2   Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinikum der Universität München, LMU München
,
I Rotter
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München, LMU München
,
D Dragoi
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München, LMU München
3   MetaHeps GmbH, Martinsried, Deutschland
,
A Benesic
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München, LMU München
3   MetaHeps GmbH, Martinsried, Deutschland
,
AL Gerbes
1   Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München, LMU München
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Publication History

Publication Date:
03 May 2018 (online)

 

Hintergrund:

Medikamenteninduzierte Leberschäden (drug-induced liver injury = DILI) sind eine häufige Ursache für das akute Leberversagen. DILI ist bis heute jedoch eine Ausschlussdiagnose, so dass zur Diagnosesicherung eine umfassende Diagnostik notwendig ist. Die Abgrenzung zwischen DILI und einer idiopathischen Autoimmunhepatitis (AIH) ist eine besondere Herausforderung. Die AIH Leitlinien der EASL empfehlen einen Steroidversuch und engmaschige Beobachtung des Patienten. Risiken dieses Vorgehens bestehen aber im Rückfall beim Ausschleichversuch (bei AIH), bzw. einer unnötig langen Immunsuppression (bei DILI). Daher bedarf es dringend besserer Kriterien, die eine frühzeitige Unterscheidung von DILI und AIH erlauben und so eine optimale Behandlung der Patienten sicherstellen.

Methoden:

Daten von Patienten, die aufgrund eines akuten Leberschadens mit positiver Medikamentenanamnese am Universitätsklinikum München eingewiesen wurden (Studie NCT 02353455), wurden retrospektiv analysiert. Insgesamt gingen 38 Patienten, die mit Steroiden behandelt wurden, in die Auswertung ein (19 DILI und 19 AIH). Die Diagnosestellung erfolgte sowohl anhand von klinischen, laborchemischen und histologischen Befunden als auch von RUCAM-, DILIN- und AIH-Scores. Zusätzlich wurde der MH-Tests herangezogen, welcher anhand einer Blutprobe die Medikamentenkausalität mit hoher Sensitivität und Spezifität bestimmen kann.

Ergebnisse:

Die Behandlung mit Steroiden hatte besonders zu Beginn einen signifikant größeren Effekt auf die ALT Werte in DILI-Patienten (ΔALTDILI: 75,29 U/l/d vs. ΔALTAIH 8,53 U/l/d; p < 0,01). In der ROC-Analyse zeigte sich, dass ΔALT von 21,4 U/l pro Tag mit einer Sensitivität von 88,9% und einer Spezifität von 84,2% DILI identifizieren konnte. Die Test-Performance war noch besser, wenn als Parameter die relative ALT-Abnahme verwendet wurde (94,4% Sensitivität und 94,7% Spezifität bei einer ALT-Reduktion von 3% des Ausgangswerts pro Tag). Weder der AIH-Score, noch der RUCAM-Score oder deren Kombinationen erreichten eine ähnlich gute Differenzierung.

Zusammenfassung:

Die Unterscheidung zwischen DILI und AIH bei Patienten, die eine Steroidbehandlung erhalten, ist wesentlich zur Vermeidung von potenziellen Langzeitfolgen (Unnötige Immunsuppression vs. Relapse einer AIH). Der relative Abfall der ALT-Werte bei Beginn der Steroidbehandlung erzielte in unserer kleinen Kohorte exzellente Ergebnisse bezüglich der Diskriminierung von DILI und AIH. Unsere Daten legen somit nahe, dass die Schnelligkeit der ALT-Reduktion ein wertvoller Parameter für die Diagnose DILI sein könnte. Zur Bestätigung sollte eine prospektive Untersuchung mit größeren Patientenzahlen erfolgen.