Zusammenfassung
Die verschiedenen, durch Mangel eines für die Bildung der Plasmathrombokinase erforderlichen
Faktors bedingten hämorrhagischen Diathesen — die Hypo-prothromboplastinämien — können
nicht auf Grund ihrer klinischen Symptomatologie, sondern nur durch genaue Untersuchung
der Gerinnungsstörung voneinander differenziert werden. Die Bezeichnung Hämophilie
mit den Suffixen A und B sollte nur für jene geschlechtsgebunden-rezessiv vererbbaren
hämorrhagischen Diathesen verwendet werden, die ausschließlich durch einen Mangel
an Faktor VIII bzw. IX bedingt sind. Das Ausmaß der Verminderung dieser Faktoren ist
innerhalb einer Familie konstant und erbmäßig bedingt, wodurch familiäre Krankheitstypen
entstehen. Ein Mangel an Faktor VIII kann sich auch bei Patienten mit Faktor V-Mangel
als Begleithämophilie und bei Patienten beiderlei Geschlechtes in Verbindung mit einer
verlängerten Blutungszeit als Hämophilia vascularis finden. Die Kombination einer
Verminderung von Faktor IX und VII sowie ihre mögliche Beziehung zur Verminderung
des Stuart-Faktors wird diskutiert. Die physikalisch-chemischen Eigenschaften der
für die Blutthrombokinasebildung erforderlichen Plasmafaktoren (mit Ausnahme von Faktor
V) werden miteinander verglichen und die differentialdiagnostischen Möglichkeiten
in Tabellen zusammengestellt. Das Fehlen eines Gerinnungsfaktors kann auch durch Blockierung
durch einen Hemmstoff vorgetäuscht werden. Das Auftreten immunologisch bedingter Hemmstoffe
bzw. die Vermehrung von Antikephalin ist für die Therapieresistenz hämophiler Patienten
verantwortlich zu machen. Die Erkenntnisse über das Verhalten der Gerinnungsfaktoren
der Vorphase ermöglichen eine differenzierte, planmäßige Therapie der Hypo-prothromboplastinämien.