Zusammenfassung
Bei 22 Kranken mit hämorrhagischen Diathesen verschiedener Ätiologie wurden untersucht
und auf ihre wechselseitigen Beziehungen geprüft:
1. Blutgerinnung (Globaltests, Einzelfaktoren, spezielle Funktionsprüfungen) und Blutungszeit;
2. Kapillarfragilität (Stauversuch nach Rumpel-Leede, Saugglockentests an verschiedenen
Körperregionen) ;
3. kapillarmikroskopischer und
4. histologischer Befund im Bereich spontaner und mechanisch provozierter Petechien.
Die Fragilitätstests wechseln von Hautabschnitt zu Hautabschnitt und sogar innerhalb
gleicher Hautbezirke erheblich. In Hautabschnitten mit Spontanblutungen können sie
normal und gleichzeitig in nicht betroffenen Hautbezirken pathologisch ausfallen.
Die Kapillarmikroskopie ermöglicht eine Charakterisierung der Blutaustritte nach Art,
Lokalisation und Größe; daneben läßt sie die klinisch nicht immer unterscheidbaren
angiektatischen „Pseudopetechien” sicher von echten Blutaustritten abgrenzen. Spontane Blutungen können an allen sichtbaren Abschnitten der Endstrombahn auftreten; im Gegensatz
zu den mechanisch provozierten Blutungen weisen sie bei vielen Patienten gewisse Eigentümlichkeiten
hinsichtlich Form, Größe und Austrittsort auf. Im Gegensatz zu den bisher üblichen
Vorstellungen scheinen Strömungsveidangsamung und Gefäßerweiterung für den spontanen
Blutaustritt keine unbedingt notwendigen Voraussetzungen darzustellen. Umschriebene
Erweiterungen stellen auch keinen ins Auge fallenden Lokalisations-faktor dar.
Gefäßerweiterung, Strömungsverlangsamung und Blutung werden als voneinander unabhängige
Folgen einer übergeordneten, zur Zeit morphologisch noch nicht faßbaren Gefäßwandschädigung aufgefaßt.
Die histologische Untersuchung ermöglicht eine Unterscheidung von Blutungen mit und ohne entzündliche Infiltration, ferner die zytologische Differenzierung etwaiger Infiltrate
und gegebenenfalls den Nachweis von Fibrin und Haemosiderin im Gewebe. Sie gibt einen
Einblick in die Beteiligung auch tiefer gelegener Gefäßbezirke.