Rofo 2018; 190(10): 870
DOI: 10.1055/s-0038-1667241
Wissenschaftliche Vorträge 4
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infusoabdomen als akutes Abdomen bei Paravasat durch zentralvenöse Katheter bei extrem frühgeborenen Zwillingen – zwei Fallberichte

AJ Michel
1   Landeskrankenhaus Salzburg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Salzburg, Österreich
,
J Brandner
1   Landeskrankenhaus Salzburg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Salzburg, Österreich
,
S Cotofana
1   Landeskrankenhaus Salzburg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Salzburg, Österreich
,
MA Ardelean
1   Landeskrankenhaus Salzburg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Salzburg, Österreich
,
R Metzger
1   Landeskrankenhaus Salzburg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Salzburg, Österreich
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Publication History

Publication Date:
10 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Zentralvenöse Zugänge als lebenserhaltende Maßnahme sind in der Behandlung extrem Frühgeborener eine Standardprozedur. Zu den katheterassoziierten Komplikationen zählen Infektion, Thrombose, Blutung und Paravasat. Wir präsentieren extrem frühgeborene Zwillinge der 23 + 5. SSW mit einem akuten Abdomen jeweils als Komplikation durch einen 1 Fr. peripher inserierten zentralvenösen Katheter (PICC). Zwilling 1 zeigte am 9. Lebenstag ein akutes Abdomen mit erhöhten Infektionsparametern sowie sonografisch nachgewiesener intraabdomineller Flüssigkeit. Bei kardiorespiratorischer Instabilität wurde, ausgehend von einer NEC, eine Laparotomie durchgeführt. Es fanden sich intakte Darmschlingen sowie interintestinal viel chylöses Sekret. Ein doppelläufiges Ileostoma sowie eine extraperitoneal ausgeleitete Drainage wurden angelegt. Bei rascher Stabilisierung und rückläufigem Abdomenumfang förderte die Drainage weiterhin chylöse Flüssigkeit. Die Kontrastmitteldarstellung über den PICC zeigte ein Paravasat das sich von retroperitoneal nach intraabdominal ausbreitete, retrospektiv als Ursache für eine iatrogene Komplikation. Zwilling 2 zeigte am 26. Lebenstag ähnliche Symptome: ausgeprägte abdominelle Distension, erhöhte Entzündungsparameter und respiratorische Beeinträchtigung. Die frühzeitig angefertigte KM-Darstellung über den PICC wies ebenfalls ein Paravasat nach, dieses lediglich intraabdominell. Bei kardiorespiratorisch stabilen Verhältnissen wurde keine Laparotomie durchgeführt. Der Wechsel des PICC und die Gabe von Vancomycin und Metronidazol als therapeutische Maßnahme führten zu rascher Besserung.

Diskussion:

Obwohl die Zugangssysteme radiologisch als zentral liegend kontrolliert sowie die maximal zulässige Infusionsgeschwindigkeit von 36 ml/h weit unterschritten wurden, haben extrem Frühgeborene, aufgrund der Fragilität der Gefäße und der verabreichten, oft hyperosmolaren, Flüssigkeiten, ein erhöhtes Risiko für ein Paravasat. Je nach Lage der Katheterspitze kann sich die Infusionslösung in unterschiedliche anatomische Regionen ausbreiten. Bei dieser Patientengruppe sollte bei klinischen Zeichen eines akuten Abdomens vor der Entscheidung für die chirurgische Intervention die Lage des PICC per Kontrastmittel-Röntgen überprüft werden.