Polypharmazie, eingeschränkte Aktivität, Fatigue und Schlafstörungen sind die häufigsten Symptome und Einschränkungen bei älteren hämatologischen Krebspatienten (70+): Ergebnisse einer registrierbasierten Studie zu körperlicher und psychischer Gesundheit

Hintergrund:

Obwohl mehr als die Hälfte aller Krebspatienten älter als 65 Jahre sind, existieren bislang nur wenige Studien zur körperlichen und psychischen Gesundheit von älteren Krebspatienten. Die vorliegende Arbeit präsentiert Daten zur Depressivität, zu funktionellen Einschränkungen und Symptombelastungen bei älteren hämatologischen Krebspatienten. Die Daten werden einer Vergleichsstichprobe aus der älteren Bevölkerung gegenübergestellt.

Material & Methoden:

Im Rahmen der von der José Carreras Leukämie-Stiftung geförderten Studie wurden ältere Patienten (70+) mit einer hämatologischen Krebserkrankung (C81-C96, Diagnose/Rezidiv ≤5 Jahre) befragt. Der Zugang zu den Patienten erfolgt über das Regionale Klinische Krebsregister Leipzig. Es wurden depressive Symptome (GDS-15), komorbide Erkrankungen und körperliche Symptombelastungen (EORTC QLQ-C30, Geriatrisches Screening) erhoben und mit einer Vergleichsstichprobe aus der Bevölkerung (gematcht nach Alter und Geschlecht) verglichen.

Ergebnisse:

200 Patienten (Response Rate 50,5%, Mean Age = 76 Jahre, 64% männlich) und 225 Bürger (Response Rate 44,5%) wurden befragt. Die älteren Patienten waren signifikant depressiver als die Vergleichsstichprobe (GDS-15 Mean-score = 3,0 vs. 2,3; p = 0,006). Beide Gruppen gaben im Mittel 5 komorbide Erkrankungen an. Im Vergleich zur Bevölkerung war in der Patientengruppe die Prävalenz von Polypharmazie und Polyneuropathie erhöht. Ebenso litten die älteren Patienten häufiger unter eingeschränkter Aktivität und eine höheren Symptombelastung hinsichtlich Fatigue, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Der Komorbiditätsindex war besonders hoch bei hochaltrigen Patienten, bei Patienten mit geringerer Bildung sowie bei depressiven Patienten.

Zusammenfassung:

Ältere hämatologische Krebspatienten haben im Vergleich zur älteren Bevölkerung ein erhöhtes Risiko an einer Depression zu erkranken sowie für eine Vielzahl an körperlichen Einschränkungen. Um adäquate Survivorship-Programme gezielt für die Gruppe der älteren Krebspatienten entwickeln zu können, werden weitere spezifische Erkenntnisse zu Störungen und Symptombelastungen benötigt.