Z Gastroenterol 2018; 56(08): e230-e231
DOI: 10.1055/s-0038-1668729
Kurzvorträge
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
Divertikelkrankheit, Kolorektalchirurgie und Proktologie – Freitag, 14. September 2018, 12:35 – 13:55, 21b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Qualität des Kollagenen-Bindegewebes und der Entstehung eines Hämorrhoidalleidens? – Morphometrische Analysen

MR Langenbach
1   Chirurgie II/Universität Witten/Herdecke/Helios St. Elisabeth Klinik, Allgemein-, Viszeralchirurgie und Koloproktologie, Oberhausen, Deutschland
,
R Lisovets
1   Chirurgie II/Universität Witten/Herdecke/Helios St. Elisabeth Klinik, Allgemein-, Viszeralchirurgie und Koloproktologie, Oberhausen, Deutschland
,
L Boenicke
2   Chirurgie II/Universität Witten/Herdecke, Chirurgisches Zentrum Helios Klinikum, Wuppertal, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

80 – 90% des menschlichen Körpers bestehen aus den Kollagenen I-III. Kollagen-I-Fasern sind für die Gewebsstabilität verantwortlich. Kollagen-III-Fasern sind dünner und weniger ausgereift. Die Stärke und Qualität des Gewebszusammenhaltes wird bestimmt durch die Menge und dem Verhältnis von Kollagen I zu Kollagen III. Ein erniedrigter Quotient von Kollagen I zu III führt zu einer Reduktion der Vernetzungsstellen des Gewebes und somit zu einer Reduktion der mechanischen Stabilität des kollagenen Bindegewebes.

Ziel:

Klärung der Frage, ob es einen erniedrigten Quotient von Kollagen I zu III in vergrößertem Hämorrhoidalgewebe gibt.

Methodik:

Zur Betrachtung dieses Phänomens führten wir Untersuchungen an Hämorrhoidalgewebe von Patienten mit und ohne ein Hämorrhoidalleiden durch.

Die Gewebsproben von 71 Patienten mit einem dritt- bis viertgradigen Hämorrhoidalleiden, die sich zwischen Januar 2016 und März 2017 einer Hämorrhoidektomie unterzogen, wurden untersucht. 21 weitere Gewebsproben von Patienten ohne Hämorrhoidalleiden wurden als Kontrollgruppe verwendet. Die Proben wurden speziell angefärbt, fotografiert und die Qualität des Kollagens mittels eines Computerprogramms analysiert, indem das Verhältnis von Kollagen I zu Kollagen III bestimmt wurde. Es erfolgte auch eine Analyse in Untergruppen nach Geschlecht, Alter und BMI.

Ergebnisse:

Die Gewebsproben der Patienten mit Hämorrhoidalleiden zeigten ein signifikant niedrigeres Verhältnis von Kollagen I zu III. Es gab keine signifikanten Unterschiede im Verhältnis von Kollagen I zu III in den Subgruppenanalysen nach Alter und Geschlecht. Der BMI war jedoch signifikant (p < 0,03) mit einem erniedrigten Verhältnis von Kollagen I zu III vergesellschaftet.

Schlussfolgerung:

Bei der Pathophysiologie des Hämorrhoidalleidens scheint die Qualität des kollagenen Bindegewebes eine zentrale Rolle zu spielen. Alter oder Geschlecht alleine sind keine unabhängigen Risikofaktoren für die Entwicklung eines Hämorrhoidalleidens. Das Körpergewicht scheint jedoch eine signifikante Einflussgröße darzustellen.