Z Gastroenterol 2018; 56(08): e290
DOI: 10.1055/s-0038-1668889
Kurzvorträge
Leber und Galle
Therapie der Hepatitis B und C: Outcome, Grundlagen der Resistenzentwicklung und therapeutische Auswege – Freitag, 14. September 2018, 09:55 – 11:55, 22a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Systematische Langzeitbeobachtung zur Detektion einer okkulten HBV-Reaktivierung nach DAA-Therapie bei Patienten mit chronischer Hepatitis C: Ergebnisse einer großen Real-World-Kohorte

MM Mücke
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
,
VT Mücke
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
,
KH Peiffer
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
,
C Sarrazin
2   St. Josefs-Hospital Wiesbaden, Medizinische Klinik 2, Wiesbaden, Deutschland
,
S Zeuzem
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
,
A Berger
3   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Institut für Klinische Virologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
J Vermehren
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Für Patienten mit chronischer Hepatitis C (HCV) und Kontakt zu Hepatitis B (anti-HBc-positiv) beträgt das Risiko für eine HBV-Reaktivierung (HBV-R) unter direkt antiviraler Therapie (DAA) bei HBsAg-positiven Patienten ca. 24% und bei HBsAg-negativen Patienten 1,4%. Kürzlich wurde in mehreren Fallberichten über eine HBV-R bei anti-HBc-positiven/HBsAg-negativen Patienten lange nach Beendigung der DAA-Therapie berichtet.

Ziele:

Ziel dieser retrospektiven Studie war die systematische Erfassung einer (okkulten) HBV-R nach Therapieende bei HBsAg-negativen/anti-HBc-positiven HCV-Patienten im Rahmen einer Langzeitbeobachtung nach IFN-freier DAA-Therapie in einer großen Real-World-Kohorte.

Methodik:

848 Patienten mit chronischer HCV wurden mit verschiedenen DAA-Kombinationen therapiert. Insgesamt 263 Patienten waren anti-HBc-positiv/HBsAg-negativ. 108 Patienten mit SVR12 wurden engmaschig nachbeobachtet: Alle Patienten waren HBV-DNA/HBsAg negativ zum Therapieende (EOT). Es erfolgte eine Testung auf HBV-DNA/HBsAg zu FU12 und zum Ende der Nachbeobachtungszeit bis 12 Monate nach Therapieende. Bei allen Patienten erfolgte eine regelmäßige Bestimmung der Transaminasen (mindestens alle 12 Wochen). Bei einem GPT-Anstieg über die Normgrenze erfolgte eine zusätzliche Testung auf HBV-DNA/HBsAg.

Ergebnis:

Insgesamt wurden 33, 13 und 62 Patienten im Rahmen der Langzeitbeobachtung über 24, 36 bzw. 52 Wochen untersucht. Ein Patient wurde lebertransplantiert, ein Patient entwickelte ein de-novo HCC, zwei Patienten starben; insgesamt 18 Patienten (16,7%) wiesen zumindest einmalig im Überwachungszeitraum erhöhte Transaminasen auf. Alle GPT-Erhöhungen waren mild (Grad 0 oder 1). Die meisten Patienten mit GPT-Erhöhung waren männlich (72,2%) und statistisch signifikant mehr Patienten mit einer GPT-Erhöhung hatten eine Zirrhose (66,7% vs. 36,2%, p = 0,016) und Ribavirin als Teil der Therapie erhalten (86,7% vs. 46,8%, p = 0,042). Keiner der 108 Patienten zeigte einen Hinweis auf eine HBV-Reaktivierung (HBV-DNA und HBsAg negativ) im Überwachungszeitraum.

Schlussfolgerung:

Bei HBsAg-negativen/anti-HBc-positiven Patienten scheint ein systematisches Monitoring auf eine klinisch relevante HBV-Reaktivierung im Sinne einer Langzeitbeobachtung nach DAA-Therapie verzichtbar.