Z Gastroenterol 2018; 56(08): e291
DOI: 10.1055/s-0038-1668892
Kurzvorträge
Leber und Galle
Therapie der Hepatitis B und C: Outcome, Grundlagen der Resistenzentwicklung und therapeutische Auswege – Freitag, 14. September 2018, 09:55 – 11:55, 22a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeit von direkt antiviralen Therapien (DAAs) bei Patienten mit chronischer HCV-Infektion unter Opioidsubstitution oder bei intravenösem Drogenkonsum: eine systematische Übersicht und Meta-Analyse

C Graf
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
MM Mücke
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
P Ingiliz
2   Zentrum für Infektiologie Berlin Prenzlauer Berg (ZIBP), Berlin, Deutschland
,
G Dultz
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
P Kai-Henrik
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
S Zeuzem
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland
,
E Herrmann
3   Institut für Biostatistik und mathematische Modellierung, Fachbereich Medizin, Goethe Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
,
J Vermehren
1   Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Frankfurt, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Patienten unter Opioidsubstitution (OST) bzw. intravenösem Drogenkonsum (IVDA) weisen eine erhöhte Hepatitis C Virus (HCV)-Prävalenz auf. Obwohl aktuelle Leitlinien die Behandlung einer HCV-Infektion bei diesen Patientengruppen befürworten, stehen viele Entscheidungsträger und Behandler einem Einsatz von DAAs nach wie vor kritisch gegenüber, da eine verminderte Therapieadhärenz und ein erhöhtes Risiko für Reinfektionen angenommen wird.

Zielsetzung:

Wir führten eine systematische Literaturrecherche und Meta-Analyse durch, um die Wirksamkeit von Interferon-freien DAA-Therapien bei Patienten unter OST oder aktivem IVDA zu untersuchen.

Methodik:

Es wurde ein systematische Literaturrecherche der medizinischen Datenbanken Embase, PubMed, Ovid-Medline und Web of Science (von 2010 bis 2018) durchgeführt. Alle Studien, die die Wirksamkeit von DAA-Therapien bei HCV-Patienten unter OST oder IVDA untersuchten, wurden eingeschlossen. Primärer Endpunkt war ein anhaltendes Therapieansprechen 12 Wochen nach Therapieende (SVR 12). Sekundäre Endpunkte waren die Therapieabbruchrate und Rate der Reinfektionen.

Ergebnisse:

Insgesamt 23 Studien mit 1702 Patienten unter OST, 538 Patienten mit aktivem IVDA und 19723 Kontrollpatienten erfüllten die Einschlusskriterien. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der gepoolten SVR12-Rate zwischen OST-Patienten und Kontrollen (90% vs. 93%, p = 0,19) sowie zwischen IVDA-Patienten und Kontrollen (88% vs. 92%, p = 0,62). Auch die Rate der Therapieabbrüche lag bei OST- und IVDA-Patienten nicht signifikant höher als in der Kontrollkohorte (0,02, p = 0,016 bzw. 0,02, p = 0,64). Unter zehn Studien, die die Reinfektion als Endpunkt untersuchten, wiesen 10/802 OST-Patienten und 2/188 IVDA-Patienten eine Reinfektion auf.

Schlussfolgerung:

Die Wirksamkeit der DAA-Therapien bei HCV-Patienten unter OST und IVDA ist vergleichbar mit der bei Patienten ohne Substitutionstherapie oder aktivem Drogenkonsum. Vor dem Hintergrund des WHO-Ziels einer globalen HCV-Elimination bis zum Jahr 2030 unterstützen unsere Ergebnisse aktuelle Leitlinienempfehlungen für eine uneingeschränkte DAA-Therapie bei diesen Patientengruppen.