Z Gastroenterol 2018; 56(08): e349
DOI: 10.1055/s-0038-1669052
Kurzvorträge
Stoffwechsel und Endokrinologie
Mangelernährung, intestinales Versagen – Donnerstag, 13. September 2018, 10:55 – 11:51, 22b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untersuchung perioperativer Fastenperioden und der Energiezufuhr während des stationären Aufenthalts bei viszeralchirurgischen Patienten

T Wünsch
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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J Quint
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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V Müller
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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M Biebl
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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J Pratschke
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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F Aigner
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Patienten mit elektiver Operation am Gastrointestinaltrakt (GI-Trakt) profitieren von der frühzeitigen Wiederaufnahme der oralen oder enteralen Nährstoffzufuhr post-OP. Bislang existierende klinische Untersuchungen dokumentieren die perioperativen Nüchternzeiten nur ungenau und vernachlässigen die tatsächlich täglich zugeführte Energiemenge.

Ziel:

dieser Pilotstudie ist die exakte und zeitlich hochaufgelöste Dokumentation der Energieaufnahme, um mögliche Zusammenhänge zwischen dem optimalen „Nährstoff-Timing“ und den Energiegehalt der zugeführten Nährstoffe mit dem klinischen Verlauf zu detektieren.

Methoden:

Prospektiv wurden bei 50 Patienten, die sich einem elektiven chirurgischen Eingriff am oberen (n = 23) oder unteren (n = 27) GI-Trakt unterzogen, die prä- und postoperativen Nüchternzeiten, sowie die post-OP-Energieversorgung mit fester und flüssiger Nahrung und parenteraler Ernährung (PE) erhoben. Weiterhin wurden anthropometrische und klinische Daten, sowie der Ernährungszustand mittels etablierten Screening-Fragebögen (MNA, NRS) ermittelt.

Ergebnisse:

Zum Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme tragen etwa die Hälfte (NRS = 58%, MNA = 44%) der Patienten ein Risiko für Mangelernährung. Die postoperativen Nüchternzeiten schwanken ja nach Operation zwischen 4,1 und 138,4 Stunden (Mittelwert = 50,1). Bei Patienten, die eine intensivierte perioperative Ernährungsbetreuung erhielten, konnte eine signifikante Reduktion der post-OP-Nüchternzeit erreicht werden. Im Mittel hatten die Patienten bis zum 4. postoperativen Tag ein kumulatives Energiedefizit von 7573,68 kcal, wobei es einen Unterschied gab, ob die Patienten nur orale Nahrung aufnahmen oder PE erhielten. Die frühzeitige orale Nahrungsaufnahme war im Vergleich zu PE mit einer signifikant verringerten Krankgenhausverweildauer (P = 0,03) assoziiert.

Schlussfolgerung:

Die perioperativen Nüchternzeiten unterliegen starken Schwankungen. Insbesondere postoperative Nüchternzeiten lassen sich durch eine intensivierte Ernährungsbetreuung signifikant reduzieren und werden komplikationslos von den Patienten toleriert. Die bedarfsdeckende Energieaufnahme wird post-OP eher mit PE erreicht, wobei die Bedeutung der Energiebedarfsdeckung im postoperativen Verlauf noch untersucht werden muss.