Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e2
DOI: 10.1055/s-0038-1669214
Vortrag
PS 2 Interprofessionalität: Interprofessionelles Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen: 06.09.2018 – 11:00 – 12:30 – Kaisen Saal
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kriterien für die Integration von Palliativmedizin in der Pädiatrie

G Benze
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Germany
,
I Steging
2   Klinikum Kassel, Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Kassel, Germany
,
G Marx
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Germany
,
F Nauck
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Seit 2007 haben Kinder und Jugendliche mit einer lebenslimitierenden Erkrankung in Deutschland gesetzlichen Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung. Doch anhand welcher Kriterien und zu welchem Zeitpunkt entscheiden Pädiater, ihre Patienten einer palliativmedizinischen Mitbetreuung zuzuweisen? Dieser Frage wurde in der vorliegenden Arbeit nachgegangen.

Methoden:

Qualitatives Design; teilstrukturierte Interviews mit 10 niedergelassenen und 10 stationär tätigen Pädiatern; Inhaltsanalytische Auswertung (Mayring).

Ergebnisse:

Kriterien anhand objektivierbarer Parameter lassen sich nicht eindeutig ableiten. Die Pädiater machten die Einbeziehung palliativmedizinischer Versorgung grundsätzlich am Vorliegen einer progredienten, lebenslimitierenden Erkrankung fest. Ausschlaggebend waren des Weiteren Symptomlast, Häufung von Krankenhausaufenthalten und Überforderung der familiären und professionellen ambulanten Strukturen. Dabei nannten niedergelassene Pädiater auch eigene Grenzen als Grund. Die Initiierung palliativmedizinischer Versorgung geht meist von stationär tätigen Pädiatern aus. Der Zeitpunkt der Thematisierung und Initiierung palliativer Versorgung hängt neben der Akzeptanz der Erkrankungssituation und der Bereitschaft des Annehmens einer palliativmedizinischen Mitbetreuung durch Patient und Familie auch von der individuellen Einschätzung des Arztes ab. Einen konkreten idealen Zeitpunkt scheint es nicht zu geben.

Schlussfolgerung:

Kriterien und Zeitpunkt der Zuweisung von Kindern und Jugendlichen zu palliativen Versorgungsstrukturen sind patientenindividuell und von der persönlichen Einschätzung des Arztes abhängig. Es bedarf weiterer Bemühungen, um objektive patientenbezogene Kriterien zu eruieren. Die Etablierung von Palliativmedizin als (frühe) Ergänzung der Betreuung ist optimierbar. Möglichkeiten der Verbesserung wären z.B. mehr Aus-/Weiterbildung in Palliativmedizin und professionelle Vernetzung sowie Öffentlichkeitsarbeit.