Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e31
DOI: 10.1055/s-0038-1669302
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Off-Label-Use im klinischen Alltag – eine Umfrage unter Palliativmedizinern in Deutschland

V Hagemann
1   Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Germany
,
C Bausewein
1   Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Germany
,
C Rémi
1   Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Germany
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Publication History

Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Der zulassungsüberschreitende Einsatz von Arzneimitteln (Off-Label-Use; OLU) ist fester Bestandteil der palliativmedizinischen Therapie; er birgt jedoch Herausforderungen, wie die Abwägung zwischen Evidenz und Erfahrung, Therapiefreiheit und rechtlichen Grauzonen. Wie groß das Bewusstsein der praktizierenden Ärzte für die Anwendung außerhalb der Zulassung ist und wie weitreichend die Probleme sind, die sich daraus praktisch und juristisch ergeben können, ist überwiegend unbekannt. Ziel dieser Studie ist es, den aktuellen Umgang mit OLU in deutschen Palliativeinrichtungen zu beschreiben.

Methoden:

Bundesweite, anonyme Online-Umfrage unter deutschen Palliativmedizinern, unterteilt in Ärzte in leitender Funktion und angestellte Ärzte, durchgeführt vom 15.01.-25.02.2018. Abgefragt wurden Entscheidungsgrundlagen, Dokumentation, Patientenaufklärung und Probleme im praktischen Umgang mit OLU.

Ergebnisse:

Von 605 über E-Mail versendeten Einladungen, konnten 578 zugestellt werden. 141 Fragebögen wurden vollständig ausgefüllt (24,4%). Die meisten Teilnehmer sind auf Palliativstationen und in SAPV-Teams tätig (n = 134). Von den 112 teilnehmenden Einrichtungsleitern, gaben 85% (n = 95) an, dass es keine einheitlichen Vorgaben bzgl. der OLU-Dokumentation gibt. 30/37 angestellten Palliativmediziner nannten Erfahrung als Entscheidungsgrundlage für einen OLU. 75% (n = 24) der Befragten nutzen regelmäßig Off-Label Therapien ohne oder mit wenig Evidenz. Unsicherheiten bestehen vor allem hinsichtlich Therapiesicherheit, juristische Fragen und Regresse.

Zusammenfassung:

Insgesamt zeigt sich ein äußerst heterogenes Bild hinsichtlich Bewusstsein und Umgang mit OLU in deutschen Einrichtungen der Palliativversorgung. Institutionseigene Richtlinien sind kaum vorhanden. Konsens ist der Wunsch nach unbürokratischen Standards für etablierte Anwendungsgebiete außerhalb der Zulassung, die therapeutische und rechtliche Sicherheit für Ärzte und Patienten bringen.