Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e45-e46
DOI: 10.1055/s-0038-1669344
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die palliativmedizinische Versorgung schwerstverwundeter und sterbender Soldaten in den frontnahen Sanitätseinrichtungen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg

S Schiel
1   Gemeinschaftspraxis Dres. Vescovi/Schiel & Kollegen, Würzburg, Germany
,
R Vollmuth
2   Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Geschichte des Sanitätsdienst, Potsdam, Germany
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Publication History

Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Ein bisher in der Geschichte der Palliativmedizin kaum beachtetes Thema betrifft die Versorgung unheilbar verwundeter (und kranker) Soldaten in bewaffneten Konflikten.

Im Zweiten Weltkrieg verfügten die Militärärzte der Wehrmacht zwar über geeignete Medikamente – das medizinische Wissen über deren Anwendung bei Sterbenden und über Konzepte von deren Betreuung, die über eine Pharmakotherapie hinausgehen, scheint jedoch uneinheitlich und abhängig vom Hintergrund des einzelnen Arztes gewesen zu sein. Kenntnisse über die planerischen und fachlichen Vorgaben und deren etwaige Umsetzung in den frontnahen Sanitätseinrichtungen besitzen wir kaum.

Methoden:

Der Artikel basiert methodisch auf der Sichtung und Analyse der verfügbaren zeitgenössischen wehrmedizinischen Fachliteratur und militärmedizinischer Vorschriften der Wehrmacht im Hinblick auf Handlungsanweisungen für die Betreuung Sterbender.

Ergebnisse:

Die persönliche Motivation des einzelnen in der frontnahen Versorgung eingesetzten Arztes, sich um Sterbende zu kümmern, war sicher inhomogen. Die Versorgung erfolgte aufgrund von Erfahrung und Expertenmeinung und nicht planmäßig. Die Expertenmeinung bestand im Wesentlichen im Appell an die Ethik des Arztes, sich Sterbender überhaupt anzunehmen. Handlungsanweisungen der Wehrmachts(sanitäts)führung hierzu fehlten.

Schlussfolgerungen:

Es ist davon auszugehen, dass die palliative Symptomkontrolle Sterbender aus heutiger Sicht unzureichend war. Um dies näher zu verifizieren, sind ergänzende Quellenstudien im Rahmen eines weitergehenden Forschungsprojekts erforderlich, das sich mit der Palliativmedizin im Sanitätsdienst der Wehrmacht beschäftigt.

Als weitere Konsequenz wäre wünschenswert, eine Diskussion über palliativmedizinische Konzepte in der Wehr- und Katastrophenmedizin anzustoßen, wo solche auch heute, in der Zeit von Einsätzen in Krisengebieten oder Terroranschlägen innerhalb Deutschlands, kaum existieren.