Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 125
DOI: 10.1055/s-0038-1671128
Poster
Donnerstag, 01.11.2018
Pränatal- und Geburtsmedizin I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss von Migration auf die Zufriedenheit in der peripartalen Versorgung und dem Zugang zum deutschen Gesundheitssystem: Frauen mit und ohne Migrationshintergrund im Vergleich

B Gürbüz
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
C Großkreutz
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
M Vortel
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
W Henrich
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
T Borde
2   Alice Salomon Hochschule, Berlin, Deutschland
,
M David
3   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Gynäkologie, Berlin, Deutschland
,
V Seidel
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
4   Berlin Institute of Health (BIH), Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Fragestellung:

Derzeit haben ca. 21% der Einwohner/-innen Deutschlands einen Migrationshintergrund (MH). Eine australische Studie von Brown und Lumley 1998 zeigt, dass Migrantinnen ihr Geburtserleben häufig negativer bewerten als Patientinnen ohne MH. In Deutschland wurde bisher keine Studie zu dieser Thematik durchgeführt. Folgende Fragestellungen wurden untersucht:

  1. Gibt es Unterschiede in der Zufriedenheit der peripartalen Versorgung zwischen Patientinnen mit und ohne MH?

  2. Bestehen Unterschiede in der Nutzung des deutschen Gesundheitssystems?

Methodik:

Von Januar bis Mai 2017 wurde 742 Frauen auf der Wochenbettstation des Virchow-Klinikums der Charité die Studienteilnahme angeboten. Eine adaptierte Version des international validierten Migrant Friendly Maternity Care Questionnaire von Gagnon et al. 2014 wurde in sechs verschiedenen Sprachen verwendet. Die vorherige Fallzahlschätzung auf Grundlage der o.g. Studie ergab N = 360 Frauen.

Ergebnisse:

Es nahmen 184 Patientinnen ohne MH sowie 211 mit MH erster und 62 zweiter Generation teil (Rücklaufquote 55,4%). Hinsichtlich der Primärfragestellung zeigt sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. In der Nutzung des Gesundheitssystems bestehen Unterschiede: Fast ein Viertel der Migrantinnen erster Generation kennt das System der Nachsorgehebamme nicht (23% vs. 3% ohne MH). Es werden von Frauen mit MH im Schnitt weniger Betreuungsangebote während der Schwangerschaft wahrgenommen:

Ohne MH 4,4; MH 1. Generation 3,6 (p = 0,000); 2. Generation 3,7 (p = 0,016).

Zusammenfassung:

Anders als in Australien zeigt sich für Berlin kein Einfluss des MH auf die subjektiv erlebte Zufriedenheit mit der peripartalen Betreuung. Allerdings besteht ein Unterschied in der Kenntnis über Angebote des Gesundheitssystems und des Nutzungsverhaltens. Es ist zu diskutieren, ob diesbezüglich ein Interventionsbedarf besteht.