Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 136
DOI: 10.1055/s-0038-1671160
Poster
Donnerstag, 01.11.2018
Pränatal- und Geburtsmedizin V
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ärztliche Beratung zu Pränataldiagnostik: Eine explorative Studie zum Einfluss medizintechnischer und rechtlicher Entwicklungen auf die Beratungssituation in gynäkologischen Praxen

T Stüwe
1   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Köln, Deutschland
2   Gießener Graduiertenzentrum Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften (GGS), Politiken der Reproduktion – Interdisziplinäre Nachwuchs-Forscherinnengruppe (PRiNa), Gießen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Ziel dieser Studie ist es, die ärztliche Perspektive auf die Beratung zu PND, als Bestandteil der Schwangerschaftsbetreuung, zu erfassen. Äußere Einflüsse verändern fortwährend den Handlungsraum niedergelassener Gynäkolog*innen, wobei die Auswirkungen medizintechnischer Möglichkeiten und der Einfluss geltender rechtlicher Rahmenbedingungen weitestgehend ein Forschungsdesiderat darstellen.

Materialien:

Datengrundlage der Studie sind die Transkripte von 20 Interviews mit niedergelassenen Gynäkolog*innen.

Den analytischen Rahmen bilden die medizintechnische Einordnung pränataldiagnostischer Methoden, mit Fokus auf den seit 2012 in Deutschland erhältlichen NIPT, sowie die Betrachtung der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen für die ärztliche Beratung zu PND (Schwangerschaftskonfliktgesetz, Gendiagnostikgesetz, GEKO-Richtlinien).

Methoden:

Die explorative Studie basiert auf leitfadengestützten Expert*inneninterviews, die 2015 und 2016 im Land Bremen mit 20 in gynäkologischen Praxen tätigen Ärzt*innen durchgeführt wurden. Die Auswertung erfolgt nach wissenschaftlichen Standards der qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel.

Ergebnisse:

Viele der interviewten Gynäkolog*innen empfinden es als anspruchsvoll, den Bedürfnissen der Patient*innen als erste medizinische Ansprechperson beratend gerecht zu werden. Ihrer Einschätzung nach führt der Zuwachs diagnostischer Möglichkeiten zunehmend zu Unsicherheiten und einem erhöhten Gesprächsbedarf seitens der werdenden Eltern.

Durch das Aufkommen der NIPT sehen sich Ärzt*innen mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Sie wünschen sich häufig einen zurückhaltenden Umgang bezüglich des Einsatzes der NIPT und der Kostenübernahme durch die Krankenkassen.

Die gesetzlichen Vorgaben zur Beratung werden überwiegend als sinnvoll erachtet. Allerding sei deren Umsetzung, beispielsweise aufgrund von Zeitmangel und unzureichender interprofessioneller Vernetzung, teilweise schwierig.

Zusammenfassung:

Die Studie stellt auf der Basis von qualitativen Interviews die ärztliche Perspektive auf die Beratung zu PND, unter Einbeziehung der medizintechnischen Möglichkeiten und der rechtlichen Rahmenbedingungen, dar.