Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 148
DOI: 10.1055/s-0038-1671199
Poster
Donnerstag, 01.11.2018
Pränatal- und Geburtsmedizin IX
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute maternale Maserninfektion unter Geburt

NF Mokwa
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Köln, Deutschland
,
C Domröse
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Köln, Deutschland
,
R Kaiser
2   Universitätsklinikum Köln, Institut für Virologie, Köln, Deutschland
,
G Steger
2   Universitätsklinikum Köln, Institut für Virologie, Köln, Deutschland
,
G Berthold
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Köln, Deutschland
,
P Mallmann
1   Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Köln, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Einleitung:

Die Zahl der Masernfälle in Deutschland steigt. Seit Jahresbeginn liegen alleine dem Kölner Gesundheitsamt mehr als 110 bestätigte Meldungen vor. Auch Schwangere sind zunehmend betroffen.

Vorstellung der Patientin:

Eine 34-jährige III Gravida Nullipara mit bislang unauffälligem Schwangerschaftsverlauf befindet sich aufgrund einer Maserninfektion des Lebenspartners im engmaschigen virologischen Screening. Anamnestisch ist lediglich einmalig eine Immunisierung erfolgt ohne Nachweis von Masern-spezifischen Antikörpern. In der 39+6 SSW ergibt sich der positive Nachweis von Masern-RNA im Serum. Kurz darauf spontaner Geburtsbeginn mit Wehentätigkeit.

Management der Entbindung:

Aufgrund fehlender Verfahrensanweisungen zum Umgang mit einer hochkontagiösen Masernpatientin wurde ein Teil des Kreißsaales provisorisch zur Isolationsstation umgerüstet. Andere Patientinnen wurden räumlich getrennt und der Kreißsaal vorrübergehend geschlossen. Nach Eintreffen der Patientin erfolgte die Gabe von Immunglobulinen intravenös zur transplazentaren passiven Immunisierung des Feten. Bei pathologischem CTG in der Austreibunsgperiode folgte die Entbindung eines lebensfrischen Neugeborenen per Vakuumextraktion. Postpartal erhielt das Neugeborene Immunglobuline intravenös.

Postpartaler Verlauf:

Bei Wunsch nach ambulanter Entbindung verlassen Mutter und Kind noch am selben Tag die Klinik. Es folgen virologische Follow-Up-Untersuchungen. Eine klinische Manifestation der Maserninfektion zeigt sich weder bei der Patientin noch beim Neugeborenen.

Diskussion:

Die Betreuung einer Schwangeren mit Maserninfektion stellt eine Klinik vor erhebliche organisatorische und logistische Herausforderungen. Eine rechtzeitige Therapie mit Immunglobulinen kann möglicherweise eine Infektion beim Neugeborenen abmildern oder sogar verhindern. Es bedarf intensiver Bemühungen ein abgestimmtes Konzept für die Entbindung infizierter Schwangerer zu implementieren, möglichst unter Bereithaltung eines entsprechenden geburtshilflichen und neonatologischen Settings auf einer Isolationstation unabhängig vom regulären Kreißsaalbetrieb.