Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 160
DOI: 10.1055/s-0038-1671234
Poster
Donnerstag, 01.11.2018
Case-Report I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Virilisierung in der Schwangerschaft: Ein Fallbericht

M Condic
1   Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Bonn, Deutschland
,
WM Merz
1   Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Bonn, Deutschland
,
U Gembruch
1   Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Bonn, Deutschland
,
D Klingmüller
2   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Bonn, Deutschland
,
B Stoffel-Wagner
3   Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie, Bonn, Deutschland
,
R Dolscheid-Pommerich
3   Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie, Bonn, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Eine Hyperandrogenämie in der Schwangerschaft ist ein seltenes Ereignis. Ursachen können Nebennierenrindenadenome, Luteome und Theca-Lutein-Zysten der Ovarien sein.

Der klinische Fall:

Die Patientin (G1/P0) stellte sich in 21+0 SSW vor. Sonographisch zeigten sich polyzystisch vergrößerte Ovarien beidseits. Die Laborwerte waren unauffällig. In der 32. SSW berichtete die Patientin über eine tiefere Stimmlage, Klitorishypertrophie und Seborrhoe. Die Virilisierung bestätigte sich durch stark erhöhte Testosteronwerte. Aufgrund der hohen Testosteronwerte erfolgte die Geburtseinleitung in 37+1 SSW, Spontangeburt eines männlichen Neugeborenen in 37+5 SSW (2920 g, 22. Perzentile, Apgar 9/10/10, pH 7,22). Ein postpartales MRT Abdomen/Becken ergab bis auf prominente Ovarien beidseits einen unauffälligen Befund. Vier Wochen postpartal hatten sich die Hormonwerte normalisiert, desgleichen die Sonografie der Ovarien; klinische Zeichen der Hyperandrogenämie waren bis auf die veränderte Stimmlage zurückgebildet.

Tab. 1:

Laborwerte

Datum

12/6/17

12/13/17

1/10/18

1/17/18

1/22/18

1/29/18

2/5/18

2/13/18

SSW

31+6

32+6

36+6

Geburt

5 d pp

12 d pp

19 d pp

27 d pp

HCG (IU/l)

59131

64228

53166

14227

312

26

8

4

Testosteron (ng/ml)

35

33

> 15

> 15

26

1

0,1

< 0,02

SHBG (nmol/l)

636

655

646

453

323

203

161

111

Zusammenfassung:

Die Kombination der Symptome sowie der klinische Verlauf ist ungewöhnlich. Letztlich bestätigte sich die Verdachtsdiagnose Theca-Lutein-Zysten. Diese treten gehäuft bei Frauen mit Diabetes mellitus oder polyzystischen Ovarien auf und führen in bis zu 30% der Fälle zu einer Virilisierung, mit postpartaler Normalisierung der Befunde. Veränderungen der Stimmlage sind meist irreversibel. Durch eine interdisziplinäre Betreuung konnte eine chirurgische Intervention in der Schwangerschaft vermieden werden.