Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 216-217
DOI: 10.1055/s-0038-1671410
Poster
Freitag, 02.11.2018
Operative Gynäkologie, Urogynäkologie IV
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Narbengravidität – Fallserie und systematische Literaturübersicht

K Scherer
1   Universitätsmedizin Charité Berlin, Gynäkologie und Geburtmedizin, Berlin, Deutschland
,
A Hoyler
1   Universitätsmedizin Charité Berlin, Gynäkologie und Geburtmedizin, Berlin, Deutschland
,
M David
1   Universitätsmedizin Charité Berlin, Gynäkologie und Geburtmedizin, Berlin, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Narbengraviditäten sind eine sehr seltene Unterform der extrauterinen Schwangerschaft, bei der sich der Embryo in einer Nische im myometralen Narbengewebe nach vorangegangener Uterusoperationen einnistet. Sie stellen eine diagnostische Herausforderung und eine potentiell lebensgefährliche Komplikation (Uterusruptur mit konsekutiven schweren Blutungen) in der Frühschwangerschaft dar. Ein frühzeitiges Erkennen und eine rechtzeitige Behandlung sind somit wichtig. Aktuell gibt es auch international nur wenige Studien zu diesem Thema und keine Leitlinienempfehlungen zur Therapie.

Methodik:

Es wurden retrospektiv alle Fälle von Uterusnarbengravidität ausgewertet, die in den Jahren 2013 bis 2017 in der Klinik für Gynäkologie des Campus Virchow-Klinikum der Berliner Charité behandelt wurden. Für alle Patientinnen wurden Schwangerschaftsmerkmale, Diagnostik und Therapieverläufe erfasst. Ergänzend erfolgte eine selektive Literaturrecherche (PubMed, Livivo, Google Scholar: 2013 – 2018) mit Einschluss von Studien zum Thema „ectopic/scar pregnancy“.

Ergebnisse:

11 Frauen wurden aufgrund einer Narbenschwangerschaft im fünfjährigen Untersuchungszeitraum stationär aufgenommen. Alle befanden sich im 1. Trimenon und hatten mindestens einen Kaiserschnitt und/oder eine andere Uterusoperation in der Vorgeschichte. 7 Frauen wurden primär mit Methotrexat (MTX) und 3 primär operativ behandelt. 5 von 7 Frauen, die zunächst mit MTX behandelt wurden, mussten nachfolgend mit dem Ziel eines Uteruserhalts operiert werden. Die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthaltes betrug 8,5 Tage. Die Gruppe der operierten Frauen war hinsichtlich des operativen Vorgehens heterogen.

Schlussfolgerung:

Narbengraviditäten können unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Eine MTX-Behandlung ist eine Therapieoption, hier muss jedoch häufig im späteren Verlauf eine Operation angeschlossen werden. Der ergänzende Literaturüberblick zeigt die weltweit zunehmende Inzidenz der Narbenschwangerschaften und das uneinheitliche therapeutische Vorgehen.