Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 224
DOI: 10.1055/s-0038-1671433
Poster
Freitag, 02.11.2018
Pränatal- und Geburtsmedizin II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss des Muskelrelaxans Tizanidin auf die embryonale Entwicklung

W Paulus
1   Universitätsfrauenklinik Ulm, Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie, Ulm, Deutschland
,
U Friebe-Hoffmann
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
K Lato
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
W Janni
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Fragestellung:

Bei Tizanidin handelt es sich um einen Wirkstoff aus der Gruppe der zentral wirksamen Muskelrelaxanzien zur Behandlung von Spastiken z.B. infolge Multipler Sklerose oder Rückenmarks- sowie Gehirnverletzungen. Obwohl sich der Wirkstoff bereits seit 1983 auf dem Markt befindet, wurde bislang nur eine kleine Fallserie von sechs Schwangerschaften unter mütterlicher Behandlung mit Tizanidin im I. Trimenon beschrieben (Eleftheriou et al 2014).

Material:

Von unserer Pharmakovigilanz- und Beratungsstelle wurden seit 1989 21 Fälle prospektiv erfasst, in denen eine Therapie mit Tizanidin (Tagesdosis: 2 – 18 mg) im I. Trimenon erfolgte.

Methoden:

Nach Feststellung der meist ungeplanten Schwangerschaften wurde unser Zentrum von den betreuenden Fachärzten im Hinblick auf ein mögliches teratogenes Risiko kontaktiert. Drei Monate nach dem errechneten Entbindungstermin erhielten die Anfragenden einen strukturierten Erhebungsbogen zur Dokumentation von Schwangerschaftsverlauf und -ausgang.

Ergebnis:

Aufgrund der unklaren Datenlage entschieden sich zwei Patientinnen für einen Schwangerschaftsabbruch, zwei Schwangere erlitten einen Spontanabort in der 11. bzw. 12. SSW. 17 Frauen trugen ihre Schwangerschaften aus. Hiervon beendeten 15 Patientinnen die Behandlung mit Tizanidin im ersten Trimenon, zwei Schwangere setzten die Therapie bis zur Entbindung fort. Die Kinder wurden zwischen SSW 31+0 und 41+3 (Median: SSW 39+2) mit einem Geburtsgewicht zwischen 1.330 g und 4.015 g (Median: 3.350 g) geboren. Unter den 17 ausgetragenen Schwangerschaften wurde keine fetale/neonatale Fehlbildung registriert.

Schlussfolgerung:

Unsere prospektiv dokumentierte Fallserie ergab keinen Anhalt für ein teratogenes Potential von Tizanidin. Eine Erweiterung des Kollektivs zur Untermauerung unserer Daten wäre wünschenswert.