Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 226
DOI: 10.1055/s-0038-1671442
Poster
Freitag, 02.11.2018
Pränatal- und Geburtsmedizin IV
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gründe für eine niedrigere Periduralanästhesierate bei Migrantinnen aus Sicht des medizinischen Personals – eine mixed-methods Analyse

V Seidel
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
C Großkreutz
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
B Gürbüz
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
M Vortel
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
W Henrich
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
T Borde
2   Alice Salomon Hochschule, Berlin, Deutschland
,
M David
3   Charité Universitätsmedizin Berlin, Gynäkologie, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Migrantinnen im Vergleich zu Nicht-Migrantinnen gleicher Parität während der Geburt seltener eine Periduralanästhesie (PDA) erhalten. Datenmaterial aus zwei Studien zur Migrantinnenversorgung in Berlin wurde zu folgender Frage ausgewertet: Welche Gründe gibt es aus der Sicht des medizinischen Personals für eine niedrigere PDA-Rate bei Migrantinnen?

Materialien und Methoden:

Zwischen Mai und August 2017 wurden in vier Berliner Geburtskliniken Interviews mit 34 Ärzten/-innen und Hebammen zur Versorgung von Migrantinnen geführt. Die anonymisierten Interviewtranskripte wurden mit der Software MaxQDa kodiert und anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Die quantitativen Daten stammen aus einer onlineBefragung, die zwischen Mai und Oktober 2017 Hebammen und Ärzte/-innen aller Berliner Geburtskliniken angeboten wurde. Nur für eine Klinik lag dafür keine Zustimmung des Personalrats vor. Im Hinblick auf die Forschungsfrage konnten 121 Fragebögen ausgewertet werden.

Ergebnisse:

Im online-Fragebogen (Mehrfachantworten möglich) werden am häufigsten Ängste der Migrantinnen vor einer PDA hervorgehoben (64%). Eine Sprachbarriere wird als zweithäufigster Grund genannt (50%). Die explorative Analyse der Interviews zeigte, dass die Befragten kulturelle Aspekte als Grund für die niedrigere PDA-Rate bei Migrantinnen sehen. Auch besteht der Eindruck, dass teilweise die Begleitperson über die Anwendung einer PDA entscheide.

Zusammenfassung:

Aus Sicht des medizinischen Personals sind die Gründe für eine niedrigere PDA-Rate bei Migrantinnen unter der Geburt vielfältig. Zum einen werden sie dem Wunsch der Frau zugeordnet und zum anderen der Versorgungsseite. Bei Sprachbarrieren ist der Zugang zur PDA für Migrantinnen eingeschränkt und die Entscheidung zur PDA wird offenbar auf deutschsprachige Begleitpersonen verlagert.