Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 270
DOI: 10.1055/s-0038-1671584
Freie Vorträge
Mittwoch, 31.10.2018
Fokus Reproduktionsmedizin: aktuelle Entwicklungen in der Reproduktionsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Zusammenspiel dendritischer CD11c-positiver Zellen und hochendothelialen Venolen (HEVs) in der Dezidua basalis des 1. Trimenons – eine Basis für eine neue Immuntherapie des Abortus habitualis?

K Windsperger
1   Univ. Klinik für Frauenheilkunde; Medizinische Universität Wien, Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Wien, Österreich
,
S Pils
2   Univ. Klinik für Frauenheilkunde; Medizinische Universität Wien, Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Wien, Österreich
,
S Dekan
3   Univ. Klinik für Pathologie, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
M Knöfler
4   Univ. Klinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Reproductive Biology Unit, Wien, Österreich
,
J Pollheimer
4   Univ. Klinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Reproductive Biology Unit, Wien, Österreich
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. September 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Die mütterliche Toleranz gegenüber dem semiallogenen Feten in der Frühschwangerschaft stellt ein immunologisches Enigma dar. Ein Charakteristikum dieses Phänomens ist der kontrollierte Influx verschiedener Immunzelltypen in die Dezidua basalis (DB). Die Frage, ob HEVs hierbei eine Rolle spielen, blieb bis dato ungeklärt.

Methoden:

Mittels Immunfloureszenzanalysen wurden HEVs in dezidualem Gewebe von gesunden Schwangerschaften des 1. Trimenons analysiert. Insgesamt wurden N = 483 HEVs mit Antikörpern gegen MECA-79, EPHB4 und von-Willebrand-Faktor sowie Immunzellen mit Antikörpern gegen CD45 (genereller Immunzellmarker), CD11c (dendritische Zellen), CD3 (T-Lymphozyten) und CD20 (B-Lymphozyten) charakterisiert. Gewonnene Daten (N = 25) wurden mit jenen aus habituellen Aborten (HA; N = 25) verglichen.

Ergebnisse:

Erstmalig konnten wir die Präsenz von HEVs in der Dezidua (N = 46) nachweisen. Im Detail, fand sich dieser Gefäßtypus in der DB (N = 36) im gleichen Ausmaß wie in der Dezidua parietalis (DP, N = 10) vertreten. Interessanterweise, zeigte sich die Anzahl dezidualer HEVs in HA, im Vergleich zum Kontrollgewebe, signifikant verringert (p = 0,018). Im Einklang dazu fanden sich CD11c+-Zellen, welche über den TNF-C Signalweg für die Bildung von HEVs essentiell sind, in HA ebenfalls stark erniedrigt (p < 0,01). Da HEVs den Influx von T- und B-Lymphozyten bedingen, folgte eine weiterführende Analyse dieser beiden Zelltypen: Es zeigte sich eine signifikant verringerte Anzahl an CD3+-Zellen im HA (p < 0,001). Ob diese quantitative Aberration auch die CD20+-Lymphozyten betrifft, wird derzeit evaluiert.

Zusammenfassung:

Die Daten identifizieren deziduale HEVs für den erfolgreichen Ablauf immunologischer Prozesse in der Frühschwangerschaft. Zukunftsblickend eröffnen sich hierbei vielversprechende Möglichkeiten hinsichtlich neuer Immuntherapien im HA, z.B. eine therapeutische Induktion von HEVs durch dendritische Zellen.