Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 272-273
DOI: 10.1055/s-0038-1671591
Freie Vorträge
Mittwoch, 31.10.2018
Peripartale Überwachung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Adipositas in der Schwangerschaft – Risiken für Mutter und Kind in der prä-, peri- und postnatalen Phase

M Hagen
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Frankfurt am Main, Deutschland
,
L Jennewein
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Frankfurt am Main, Deutschland
,
B Misselwitz
2   Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen, Eschborn, Deutschland
,
F Louwen
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Frankfurt am Main, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Seit einigen Jahren wird weltweit ein stetiger Anstieg der Prävalenz von Adipositas verzeichnet. Der Anteil der adipösen Schwangeren liegt in Hessen derzeit bei ca. 15% und ist mit erhöhten neonatalen und maternalen Risiken assoziiert. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss von mütterlicher Adipositas auf die prä-, peri- und postnatalen Phasen der Schwangerschaft für Mutter sowie für Früh- und Reifgeborene zu untersuchen.

Dieser Kohortenstudie liegen 540.000 Einlingsgeburten zugrunde, die im Zeitraum 1997 – 2016 durch die Qualitätssicherung Hessen dokumentiert wurden. Als Datenbasis dienen die für alle hessischen Kliniken verbindlichen Peri- und Neonatalerhebungsbögen.

Für die statistischen Analysen wurden der Korrelationskoeffizient nach Pearson und der Chi-Quadrat-Test verwendet. Die Einteilung der Schwangeren erfolgte anhand ihres BMI in sechs Gruppen: Untergewicht, Normalgewicht, Präadipositas, Adipositas Grad I, Adipositas Grad II und Adipositas Grad III.

Im Vergleich zu Normalgewichtigen zeigen adipöse Schwangere das höchste Risiko für Gestosen, Gestationsdiabetes, Plazentainsuffizienz und Placenta praevia. Die Rate an Notsectios, Geburtseinleitungen, Schulterdystokien und Episiotomien, sowie postpartalen Blutungen, Wochenbettfieber, Wundinfektionen und TVT/Lungenembolien ist bei Adipösen gegenüber den Normgewichtigen signifikant höher. Für Neugeborene stellt die maternale Adipositas ein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit, fetale Azidose, Makrosomie und Fehlbildungen dar.

Mit steigender Adipositas-Rate werden zukünftig vermehrt Komplikationen für Mutter und Kind im Rahmen der prä-, peri- und postnatalen Betreuung zu erwarten sein. Umso wichtiger wird ein multidisziplinäres Management von Schwangerschaften adipöser Frauen, welches Unterschiede in städtischen und ländlichen Gebieten berücksichtigt sowie langfristig Risiken für Mutter und Kind reduziert.