Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 288
DOI: 10.1055/s-0038-1671635
Freie Vorträge
Freitag, 02.11.2018
Fokus: fetal programming
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fetales Mikrobiom – Ist bereits eine intrauterine Besiedlung möglich?

M Gerlach
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, and Berlin Institute of Health, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
,
H Brinkmann
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, and Berlin Institute of Health, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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L Pasura
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, and Berlin Institute of Health, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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A Schwickert
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, and Berlin Institute of Health, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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W Henrich
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, and Berlin Institute of Health, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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T Braun
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, and Berlin Institute of Health, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
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Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Das Mikrobiom und seine Rolle für Gesundheit und Krankheit beim Menschen steht seit einigen Jahren im Fokus der medizinischen Forschung. Noch immer ist nicht geklärt, zu welchem Zeitpunkt die Besiedlung stattfindet und wo sie ihren Ursprung hat. Dank moderner Nachweisverfahren ist es gelungen, molekularbiologisch Fragmente (DNA) von Bakterien in Mekonium nachzuweisen. Die seit langem bestehende Hypothese der Fetalentwicklung in einer gänzlich sterilen Fruchthöhle wird zunehmend kritisch hinterfragt.

Fragestellung:

Es stellt sich die Frage, ob der fetale Darm vorgeburtlich mit lebenden Bakterienstämmen besiedelt wird oder lediglich via maternal-plazentarem Transfer übertragene bakterielle DNA-Fragmente nachgewiesen werden.

Zielsetzung:

Evaluation der aktuellen Studienlage zu Kulturverfahren von Bakterien aus intrauterinen und fetalen Kompartimenten.

Material und Methoden:

Pubmed-Literaturrecherche mit Fokus auf Publikationen, welche sich mit der Entstehung des Mikrobioms auseinandersetzen und dafür kulturbasierte Untersuchungen fetaler und intrauteriner Kompartimente berücksichtigen.

Ergebnisse:

Lediglich 7 Studien, veröffentlicht zwischen 2005 und 2017, erfüllten die Einschlusskriterien, darunter 4 klinische Studien, 1 tierexperimentelle und 2 mit kombinierten Ansätzen. Zusätzlich wurden 6 Reviews eingeschlossen. Folgende Probleme bisheriger Herangehensweisen konnten identifiziert werden: hohe Kontaminationsgefahr bei der Probengewinnung, teilweise sehr inhomogenes Patientinnenkollektiv, Einschluss von Frühgeburten, schwierige Kultivierung mancher Bakterienarten, unterschiedliche Probenverarbeitungszeiten, widersprüchliche Ergebnisse bei der Reproduzierbarkeit, fehlende Negativkontrollen.

Zusammenfassung:

Gegenwärtig scheint kaum belastbare Evidenz für den Nachweis/das Vorhandensein von lebenden und kultivierbaren Bakterien im fetalen Darm vorzuliegen. Daher erscheint eine Kombination aus Kultur- und molekularbiologischen Verfahren perspektivisch sinnvoll, um hierfür einen sicheren Nachweis zu erbringen.