Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(05): 307-308
DOI: 10.1055/s-0038-1673273
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Durchführbarkeit medizinischer Trainingstherapie bei chronischen Rückenschmerzpatienten (m/w) in Österreich

T Kienbacher
1   Karl Landsteiner Institut für ambulante Reha-Forschung, Wien
,
E Kaiser
1   Karl Landsteiner Institut für ambulante Reha-Forschung, Wien
,
L Fischer
1   Karl Landsteiner Institut für ambulante Reha-Forschung, Wien
,
K Tüchler
1   Karl Landsteiner Institut für ambulante Reha-Forschung, Wien
,
E Fehrmann
1   Karl Landsteiner Institut für ambulante Reha-Forschung, Wien
2   Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Krems/Donau
,
G Ebenbichler
3   Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin, Medizinische Universität Wien
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
11 October 2018 (online)

 

Hintergrund:

Die Wirkung von Training zur Verbesserung von „Patient-Reported-Outcomes (PRO)“, Funktionsparametern und Schmerz ist gut dokumentiert. Seit Mitte 2014 ist medizinische Trainingstherapie samt zugehörigem Assessment mit den Gebietskrankenkassen abrechenbar. Die Machbarkeit im klinischen Alltag wurde bisher nicht untersucht.

Methode:

344 Patienten (56,1% weiblich) im Alter von 44,95 (± 13,4) Jahren wurden zwischen Oktober 2016 und Mai 2018 im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie mit 14-maligem ambulantem medizinischem Kraft-, Sensomotorik- und Entspannungstraining, Funktionstests, Fragebögen und Patienteninterviews getestet. Außerdem wurde die Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit mit diesem Assessment untersucht.

Ergebnisse:

Etwa die Hälfte aller Patienten waren Angstvermeider, Durchhalter oder hatten hohen Leidensdruck, Arbeits- und familiäre Belastung. Bei den 207 Patienten, die die Studie beendeten, verbesserten sich Rückenstreckkraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Schmerz signifikant. Gründe für die drop-outs waren „Zeitmangel/berufliche“ und „persönliche“, weniger „interkurrente Erkrankungen“, „Schmerzverstärkung“ und „familiäre“. Die Verbesserungen bei den PROs waren nach 3 Monaten weitgehend geschwunden. Die Zufriedenheit mit dem Assessment bei Mitarbeitern und Patienten war gut. Problematisch war, dass Ärzte zu häufig Krafttests aus medizinischen Gründen ausschlossen, Patienten mangelhaft aufgeklärt wurden sowie Sprachprobleme und mangelnde Compliance hatten wohingegen die Administration über „heterogene Patienten bei Einteilung“, „falsche Zuteilung von Fragebögen“ und „Irrtümer bei EDV-Identifikation bei den Assessments“ berichteten und die Physios/Spowis „mangelhafte Konsistenz bei der Testdurchführung/Anweisung der Patienten“ und „Zeitmangel“ hatten.

Schlussfolgerungen:

Medizinische Trainingstherapie verbessert Funktionsparameter, PROs und Schmerz und das Assessment ist im klinischen Alltag machbar. Die Schulung der Mitarbeiter könnte Zufriedenheit und Dropoutrate verbessern. Künftige Studien sollten zeigen ob und, wenn ja wie, unterschiedliche Subgruppen von individualisierter Therapie mittel- und langfristig profitieren.