Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(05): 313
DOI: 10.1055/s-0038-1673292
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Krafttraining bei Patienten mit Hämophilie – eine Übersichtsarbeit

B Wagner
1   Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin, Medizinische Universität Wien
,
T Hasenöhrl
1   Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin, Medizinische Universität Wien
,
S Krüger
2   Lehrstuhl für Sportmedizin, Bergische Universität Wuppertal
,
T Hilberg
2   Lehrstuhl für Sportmedizin, Bergische Universität Wuppertal
,
C Ay
3   Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie, Medizinische Universität Wien
,
R Crevenna
1   Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin, Medizinische Universität Wien
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Publication History

Publication Date:
11 October 2018 (online)

 

Hintergrund:

Hämophilie ist eine vererbte Gerinnungsstörung mit vorwiegend muskuloskelettalen Blutungskomplikationen. Krafttraining kann die Gelenkstabilität verbessern und das Risiko einer hämophilen Arthropathie reduzieren. Ziel der Übersichtsarbeit war es, die Sicherheit und Effektivität von Krafttrainingsinterventionen bei Patienten mit Hämophilie zu evaluieren und herauszufinden, welche Trainingsintensitäten in dieser Population eine Kraftsteigerung bewirken.

Methode:

Eine systematische Literatursuche der Datenbanken PubMed, MEDLiNE, CINAHL, SCOPUS and Cochrane Library unter den Suchbegriffen „haemophilia and exercise”, „haemophilia and resistance exercise”, „haemophilia and strength exercise”, „haemophilia and training”, „haemophilia and resistance training” and „haemophilia and strength training” wurde mit Einschluss der Arbeiten bis 6. Juli 2018 durchgeführt. Aus 2091 gefundenen Studien wurden 101 Arbeiten einer Volltextanalyse unterzogen.

Ergebnisse:

16 Arbeiten erfüllten die Einschlusskriterien von prospektiven klinischen Studien, die Krafttrainingsinterventionen bei Kindern und Erwachsenen mit Hämophilie setzten. Sieben Studien trainierten in Intensitätsbereichen, die nach den Krafttrainingskriterien des „American College of Sports Medicine” bei Gesunden einen Kraftzuwachs erwarten lassen. Allerdings konnten nicht nur diese, sondern auch mehrere Studien mit niederintensiverem Training einen signifikanten Kraftzuwachs zeigen. Keine der Interventionen führte zu einer trainingsinduzierten Blutung oder sonstigen Komplikationen.

Schlussfolgerung:

Krafttraining ist eine wichtige und – wenn individuell adaptiert und unter ausreichendem Faktorschutz verabreicht – sichere Komponente im Training von Hämophiliepatienten. Sowohl statisches als auch dynamisches und isokinetisches Training können indiziert sein. Aufgrund der Heterogenität der Trainingsinterventionen, der gemessenen Parameter und Patientencharakteristika sowie der teilweise niedrigen methodologischen Qualität der eingeschlossenen Studien sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten. Die optimale Intensität, Frequenz, Dauer und Art des Krafttrainings bei Hämophiliepatienten muss noch in zukünftiger Forschung bestimmt werden.