Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(01): 100
DOI: 10.1055/s-0038-1676894
Wissenschaftliche Sitzung am 17.10.2018
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die dichte Brust im Mammografiescreening – Stellenwert der additiven Sonografie

BJ Hackelöer
1   Amedes Experts Barkhof Hamburg
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Publication Date:
17 January 2019 (online)

 

Die Brust hat eine inhomogene Struktur mit individuell unterschiedlicher Verteilung von Fettgewebe, Bindegewebe und Drüsengewebe. Von den drei bildgebenden diagnostischen Verfahren bildet die Mammografie keine anatomischen Strukturen ab, sondern es werden – als „Schattenbilder“ – Dichteunterschiede bezogen auf Röntgenstrahlen über die ganze durchstrahlte Ebene aufsummiert. Hieraus resultiert eine gute Unterscheidung zwischen Fett- und anderem organischem Gewebe – auch zu kalkhaltigen Strukturen – aber eine geringere Differenzierungsfähigkeit innerhalb von Bindegewebe und epithelialem Gewebe.

Das sonographische Schnittbildverfahren ermöglicht es prinzipiell frühe Veränderungen einer malignen Transformation im Drüsengewebe zu erkennen, ohne von Sekundärphänomenen der Tumorentwicklung und Transparenzbedingungen-wie bei der Mammografie-abhängig zu sein.(Abb. 1 a+b). Daher ist seit langem bekannt, dass die Tumorerkennung der Mammografie in Fettgewebe > 80% aber in dichtem Gewebe nur 30% beträgt [1] Demgegenüber kann die additive Sonografie > 50% mehr Karzinome diagnostizieren [2]. Im monomodalen Deutschen Mammografiescreening finden sich jedoch noch 40% Frauen mit sehr dichtem Drüsenkörper. Die Dichte ist auch verantwortlich für die hohe Intervallkarzinomrate, die zu einem nicht geringen Anteil Resultat der von der Mammografie im ersten Durchgang nicht dargestellten Karzinome sein könnte. Zusätzlich ist die Brustdichte ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Zweitkarzinoms in der kontralateralen Brust [3]. Da neuere Studien den Wert der additiven Sonografie auch in der Erkennung sehr früher Karzinome nachweisen konnten [4] bleibt als Schlussfolgerung dass das die Screeningvoraussetzungen nie erfüllende monomodale Mammografiescreening durch eine individualisierte risikoadaptierte multimodale Früherkennung abgelöst werden sollte – mit zwingender Einbeziehung einer qualitätskontrollierten Sonografie.

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Abb. 1: Invasives G3-Ca in der Mammografie nicht aber in der Sonografie sichtbar. Quelle: Prof. B. J. Hackelöer, Hamburg

Bibliografie:

[1] Mandelson, MT et al. J. Natl Cancer Inst 2000 Jul 5; 92

[2] Kolb, TM et al Radiology 2002, Oct. 225

[3] Rhagavendra, A et al. Cancer 2017, Jun 1, 123(11)

[4] Ohuchi et al. Lancet 2016, Jan. 23; 387