Z Gastroenterol 2019; 57(01): e36
DOI: 10.1055/s-0038-1677136
2. Clinical Hepatology, Surgery, LTX
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Signifikante histologische Entzündungsaktivität trotz normwertiger Serum-ALT bei Patienten mit Autoimmuner Hepatitis und Leberzirrhose

A Laschtowitz
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
,
R Zenouzi
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
,
J Hartl
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
,
M Sebode
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
,
T Liwinski
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
,
F Piecha
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
,
C Weiler-Normann
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
,
AW Lohse
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
,
C Schramm
1   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
2   Martin Zeitz Centrum für Seltene Erkrankungen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
04 January 2019 (online)

 

Fragestellung:

Die Autoimmune Hepatitis (AIH) ist eine seltene autoimmune Lebererkrankung, die bei persistierender Entzündungsaktivität zur Entwicklung einer Leberzirrhose führen kann. Die Leberbiopsie ist maßgeblich zur Diagnosestellung und auch im Verlauf der Erkrankung häufig erforderlich, um eine Aussage über die histologische Entzündungsaktivität zu erhalten. Neben den Gammaglobulinen ist der Immunglobulin G-Spiegel (IgG) als Parameter zur Abschätzung der AIH-Aktivität etabliert. Normwertige Transaminasen (ALT, AST) und normwertiges IgG gelten als beste Surrogatmarker für eine histologische Remission. Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob Transaminasen und/oder IgG als Surrogatmarker der histologischen Aktivität der AIH auch bei Patienten mit bestehender Leberzirrhose verwendet werden können.

Methoden:

Aus einer Kohorte von über 400 AIH-Patienten des YAEL-Centrums für Autoimmune Lebererkrankungen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf konnten 96 Patienten mit histologisch gesicherter Leberzirrhose identifiziert werden. Aus diesem Kollektiv wurden alle Patienten in die Studie eingeschlossen, bei denen zum Zeitpunkt der Biopsie (+/- 4Wochen) laborchemische Daten (AST, ALT, Gammaglobuline, IgG) vorlagen. Die Datenerhebung erfolgte retrospektiv. Die histologische Entzündungsaktivität wurde mithilfe des modifizierten Hepatitis Aktivitätsindex (mHAI) bestimmt. Ausgeschlossen von der Studie waren Patienten, bei denen es zwischen dem Zeitpunkt der Leberbiopsie und der Blutentnahme zu einer Umstellung der immunsuppressiven Therapie gekommen war.

Ergebnisse:

61 Patienten (47 weiblich, 14 männlich) mit AIH und Leberzirrhose wurden in die Studie eingeschlossen. Bei 27/61 Patienten wurde die Leberbiopsie zur Sicherung der Erstdiagnose durchgeführt, 34/61 Patienten erhielten eine Verlaufsbiopsie bei gesicherter AIH. Innerhalb dieser Kohorte konnten 20 Patienten identifiziert werden, bei denen zum Zeitpunkt der Biopsie normwertige ALT-Werte vorlagen. In dieser Gruppe erhielten 6 Patienten zum Zeitpunkt der Biopsie keine immunsuppressive Therapie. Trotz normwertiger ALT lag bei 80% dieser Patienten eine relevante entzündliche Entzündungsaktivität (mHAI ≥4) vor. 8 dieser 20 Patienten zeigten neben einem normwertigen ALT- auch einen normwertigen IgG-Spiegel. Dennoch fand sich bei 7/8 dieser Patienten mit normwertigen ALT- und IgG-Spiegeln ein mHAI ≥4. Die Gruppe der Patienten mit normwertiger ALT und erhöhten IgG-Spiegeln wies in 9/12 (75%) Fällen einen mHAI ≥4 auf. Im Vergleich dazu hatten in der Gruppe mit erhöhter ALT bei AIH-Leberzirrhose (n = 41) 90,2% der Patienten einen mHAI ≥4.

Schlussfolgerung:

Patienten mit AIH-Leberzirrhose können trotz normwertiger Transaminasen von einer relevanten histologischen Entzündungsaktivität betroffen sein. Außerdem deuten die Daten darauf hin, dass der IgG-Spiegel bei diesen Patienten kein verlässlicher Marker der histologischen Entzündungsaktivität ist.