Z Gastroenterol 2019; 57(01): e39
DOI: 10.1055/s-0038-1677146
2. Clinical Hepatology, Surgery, LTX
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Protektiver Effekt von Statinen auf die Entstehung der heptischen Enzephalopathie ist abhängig von häufigen Genvarianten

MC Reichert
1   Klinik für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
R Liebe
1   Klinik für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
M Casper
1   Klinik für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
C Schneider
1   Klinik für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
B Appenrodt
1   Klinik für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
,
R Greinert
2   Klinik für Innere Medizin 1, Universitätsklinikum Halle/Saale
,
A Zipprich
2   Klinik für Innere Medizin 1, Universitätsklinikum Halle/Saale
,
C Ripoll
2   Klinik für Innere Medizin 1, Universitätsklinikum Halle/Saale
,
F Lammert
1   Klinik für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 January 2019 (online)

 

Hintergrund:

Komplikationen der Leberzirrhose einschließlich der hepatischen Enzephalopathie (HE) können möglicherweise durch Statine reduziert werden. Häufige Varianten der Gene Patatin like phospholipase domain containing 3 (PNPLA3) und Membrane bound O-acyltransferase domain containing 7 (MBOAT7) tragen zu einer progressiven chronischen Lebererkrankung und -zirrhose bei, die sich bei Risikogruppen als HE manifestieren kann. Das Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der Statintherapie in einer großen Kohorte von Patienten mit Zirrhose zu untersuchen, und die Assoziation mit den Komplikationen der Leberzirrhose einschließlich der minimalen HE (MHE) und overt HE (OHE) bei Patienten, die für die häufigen Genvarianten stratifiziert wurden, zu überprüfen.

Patienten und Methodik:

Insgesamt wurden 750 Patienten mit Leberzirrhose in den beiden Universitätsklinika in Homburg und Halle zwischen 2014 und 2017 identifiziert. Die Komplikationen der Leberzirrhose wurden retrospektiv nach den Kriterien der aktuellen EASL-Leitlinien erfasst. MHE wurde mittels der kritischen Flimmerfrequenz (CFF) dokumentiert, und OHE wurde als West-Haven HE-Grad ≥2 definiert. Die Patienten wurden für die häufigen und funktionell relevanten Genvarianten in PNPLA3 (rs738409) und MBOAT7 (rs641738) genotypisiert.

Ergebnisse:

15% der Patienten (N = 112) mit Leberzirrhose nahmen Statine ein. CFF-Messungen waren bei 175 Patienten verfügbar, eine OHE wurde bei 144 Patienten diagnostiziert. Bezüglich der Komplikationen der Leberzirrhose waren OHE (OR 0.46, 95%CI 0.25 – 0.86; p = 0.013), Ikterus (OR 0.54, 95% CI 0.33 – 0.88; p = 0.011) und eine Varizenblutung (OR 0.36, 95%CI 0.16 – 0.80; p = 0.008) bei Statin-Einnehmern deutlich weniger häufig, wohingegen bakterielle Infektionen (OR 0.94, 95%CI 0.61 – 1.42; p = 0.83) und Ausbildung von Aszites (OR 0.71, 95%CI 0.48 – 1.07; p = 0.11) nicht reduziert waren. In der logistischen Regression, adjustiert für die Kofaktoren Albumin, Bilirubin und Alter, blieb die OHE bei Statin-Einnehmern signifikant reduziert (OR 0.46, 95%CI 0.24 – 0.88; p = 0.018). Die CFF-Messungen zeigten einen Trend zu niedrigeren Werten (40.0 ± 5.9 Hz bei Statin vs. 42.2 ± 6.4 Hz; p = 0.12). Interessanterweise konnte bei Patienten mit Nachweis einer der beiden PNPLA3- oder MBOAT7-Risikovarianten kein signifikanter Effekt der Statine auf das Auftreten der HE mehr nachgewiesen werden.

Zusammenfassung:

In dieser großen Kohorte waren OHE und andere Komplikationen bei Patienten mit Leberzirrhose, die ein Statin einnahmen, deutlich reduziert. Dieser Effekt war jedoch nur bei Trägern ohne Mutationen der Zirrhose-Risikogene nachweisbar. Weitere prospektive sowie auch mechanistische Studien sind nun notwendig.