Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(02): 208
DOI: 10.1055/s-0039-1678369
Kurzvorträge 2: Psychosomatische Geburtshilfe, Trauma – Migration – Intervention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss von Akkulturationsstress auf die Frühgeburtenrate und perinatale Outcome bei Frauen mit und ohne Migrationshintergrund – erste Ergebnisse

M Lee
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof
,
M Abou-Dakn
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof
,
M David
2   Klinik für Gynäkologie, Charité Universitätsmedizin Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Februar 2019 (online)

 

Einleitung Akkulturationsstress ist eine komplexe psychosoziale und psychokulturelle Erfahrung und bezeichnet Stress, der durch Anpassungsprozesse an eine neue Kultur entsteht. Internationale Studien zeigten, dass dieser nicht nur mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit, sondern auch mit ungünstigen perinatalen Outcomes verbunden sein kann. Aus Deutschland liegen dazu bisher keine Daten vor, ob es Akkulturationsstress-bedingte Unterschiede in der Frühgeburtenrate von Migrantinnen gibt.

Methoden Prospektive Studie im St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof mit standardisierten, validierten Fragebögen. Es werden soziodemografische Daten, der Akkulturationsstress u. a. bei einer zufällig ausgewählten Wöchnerinnenstichprobe erhoben. Diese werden mit den perinatalen Outcomedaten zusammengeführt.

Ergebnisse Es wurden bisher n = 200 Patientinnen in diese Studie eingeschlossen, Rücklaufrate von 63%. 32,5% Frauen der 1. Migrationsgeneration, 14% Frauen der 2. Migrationsgeneration sowie 54% Frauen ohne Migrationshintergrund. Folgende Daten werden miteinander verglichen. Frühgeburtenrate, vaginal-operative Entbindungen, Sectiorate, Geburtskomplikationen; Apgar-, art. Nabelschnur-pH-Wert, Geburtsgewicht, postnatale Verlegung in Kinderklinik.

Schlussfolgerung Die vorliegende Arbeit liefert erste Ergebnisse einer laufenden prospektiven Studie. Bisherige Auswertungen zeigen, dass Frauen mit Migrationshintergrund eine Akkulturationsstressbelastung aufweisen. Wesentliche Unterschiede in der Frühgeburtenrate zwischen Frauen der 1. und 2. Migrantinnengeneration konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Erste Ergebnisse deuten jedoch auf einen Zusammenhang von Akkulturationsstress und einem ungünstigeren perinatalen Outcome hin.