Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(02): 210-211
DOI: 10.1055/s-0039-1678377
Kurzvorträge 3: Psychosomatische Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Dysmenorrhö – Publikationen zu Ursachenklärung und Therapieansätzen in deutschsprachigen gynäkologischen Fachzeitschriften von 1850 bis 1990

PA Zimmermann
1   Klinik für Gynäkologie, Campus Virchow-Klinikum, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
AD Ebert
2   Praxis für Frauengesundheit, Gynäkologie und Geburtshilfe Berlin
,
M David
1   Klinik für Gynäkologie, Campus Virchow-Klinikum, Charité Universitätsmedizin Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Februar 2019 (online)

 

Einleitung Die Dysmenorrhö ist ein weit verbreitetes Krankheitsphänomen (Prävalenzangaben 16 – 91%). Die Ätiologie ist jedoch bis heute nicht umfassend erforscht. Zudem ist umstritten, ob es sich bei der Dysmenorrhö um einen Symptomkomplex oder ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. In dieser Arbeit werden die oft konträren Ätiologie- und Therapiekonzepte aus medizinhistorischer Sicht untersucht und mit historischen sowie aktuellen Modellen des Krankheitsbegriffs verglichen.

Methoden Es wurde eine umfassende Literaturanalyse deutschsprachiger, gynäkologischer Periodika durchgeführt, die zwischen 1850 und 1990 publiziert wurden. Alle Bände der Zeitschriften (Monatsschrift f. Geburtskunde u. Frauenkrankheiten, Archiv f. Gynäkologie, Zentralblatt f. Gynäkologie, Z. f. Geburtshülfe u. Gynäkologie, Monatsschrift f. Geburtshülfe u. Gynäkologie, Geburtshilfe u. Frauenheilkunde) wurden auf Hauptartikel zu dem Schlüsselbegriff „Dysmenorrhö“ und entsprechender Synonyme durchsucht. Anschließend wurden diese systematisch geordnet und analysiert.

Ergebnisse In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überwogen organische, den Uterus direkt betreffende Ätiologievorstellungen, wobei die Verengung des Zervikalkanals die zentrale Rolle einnahm. Zu verifizierende Haupteinflussfaktoren des Diskurses der folgenden Jahre sind der Wandel der gesellschaftlichen Stellung der Frau um die Jahrhundertwende und der Beginn der Psychoanalyse nach Freud.

Schlussfolgerung Bis heute hat sich ein multikausaler Ansatz für das Verständnis der Dysmenorrhö entwickelt, bei dem neben organischen vor allem endokrinologische und psychosomatische Faktoren einbezogen werden. Zukünftige Forschungen sollten sich mit der Frage befassen, ob kombinierte Therapieoptionen mit vermehrt psychosomatischem Schwerpunkt in der gynäkologischen Praxis angeboten werden können.